Unsere Geschichte

Die Geschichte der DGVS beginnt mit einer “Ein-Mann-Aktion”: Ismar Boas eröffnete 1886 als erster “Specialarzt für Magen- und Darmkrankheiten” eine Praxis in der Berliner Friedrichstraße und etablierte auf diese Weise die Gastroenterologie. Frühzeitig verfolgte er die Idee einer wissenschaftlichen Gesellschaft für das neue Fachgebiet und eines Kongresses, bei dem die “wichtigsten Themata der Verdauungs- und Stoffwechselpathologie in Form von Referaten und Diskussionen behandelt werden sollten”. Die Vertreter der “Einheit der Inneren Medizin” lehnten zunächst ein organisatorisch eigenständiges Spezialfach ab. Boas hielt jedoch an seinen Initiativen konsequent fest. 1913 bildete sich ein erster Vorstand und Ausschuss; damit war die neue Fachgesellschaft begründet. Die primäre Aufgabe bestand in der Durchführung der “Ersten Tagung über Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten”, die im April 1914 in Bad Homburg mit großem Erfolg stattfand.

Unterbrochen durch den 1. Weltkrieg wurden die Tagungen erst 1920 fortgesetzt. Die Fortbildungskurse und Initiativen besonders der frühen Berliner Gastroenterologen um Ismar Boas, Albert Albu, Hermann Strauss und Theodor Rosenheim führten 1924 zur Einführung des Facharztes für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten. 1925 erhielt die Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten anlässlich ihrer V. Tagung in Wien eine Satzung und eine Geschäftsordnung, ein Mitgliederverzeichnis sowie ein Generalsekretariat. Ismar Boas wurde wegen seiner Verdienste um die wissenschaftliche und organisatorische Fortentwicklung des neuen Faches Gastroenterologie zum ersten Ehrenmitglied der Gesellschaft gewählt. Bis 1930 stieg die Zahl der Mitglieder kontinuierlich auf nahezu 500. Die Fachgesellschaft verstand sich als interdisziplinär und als übernational / europäisch. Den Zusatz ‚Deutsch’ erhielt sie erst nach 1938.

Mit Beginn der NS-Diktatur 1933 veränderten sich die Rahmenbedingungen für die Fachgesellschaft drastisch. Die jüdischen Mitglieder wurden gezwungen, die Gesellschaft zu verlassen; damit verlor diese ein Viertel ihrer Mitglieder. Vier von sechs Vorstandsmitgliedern mussten im April 1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft ihre Ämter niederlegen. Nur mit Mühe gelang der Erhalt der Gesellschaft.

Nach Ende des 2. Weltkrieges und den ersten fünf Nachkriegsjahren stellte das Jahr 1950 für die DGVS Neuanfang und Kontinuität zugleich dar. Die Kongresstradition wurde mit der XV. Tagung erneut aufgenommen, die Aktivitäten waren bestimmt durch die Bemühungen um die Wiedereinführung eines Facharztes für Gastroenterologie, um die Etablierung des Faches an den Universitätskliniken und in den großen städtischen Krankenhäusern und um die Wiederaufnahme internationaler Kontakte.

Historische Ereignisse

Errungenschaften der Gastroenterologie

Fehlfunktionen und Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten, die Auswirkungen auf den gesamten Organismus des Menschen, seine Lebenserwartung und Lebensqualität haben. Gastroenterologische Forschung der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass sich viele Krankheiten der Verdauungsorgane jetzt besser erkennen und effektiv behandeln lassen.

Darmkrebs

 
 
Eine der großen Erfolgsgeschichten der Gastroenterologie ist die endoskopisch durchgeführte Darmkrebsvorsorge. Eine Besonderheit des Darmkrebses ist, dass Vorstufen der Krebserkrankungen mit Hilfe der Koloskopie erkannt und entfernt werden können. Doch auch beginnender Krebs kann oftmals noch auf diese Weise entfernet werden, ohne dass eine weitere Operation oder Chemotherapie erforderlich ist. Die Darmkrebsvorsorge ist so effizient, dass heute jeder Deutsche ab dem 50. Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch darauf hat. Man geht davon aus, dass die Darmkrebsvorsorge bereits mehr als 100.000 Todesfälle verhindert hat.
Endoskopie

 
 
Endoskopie heißt „das Innere betrachten“. Früher mussten hierzu zunächst starre Lichtleiter zur Inspektion von Rachen und Anus eingesetzt werden. Heute unterziehen sich in Deutschland rund 6 Mio. Menschen im Jahr dieser Untersuchung, die mit flexiblen, hochauflösenden Videoendoskopen und in der Regel unter Kurznarkose durchgeführt wird. Selbst kleinste Veränderungen (im Millimeterbereich) sind sichtbar, können fotografiert oder aufgezeichnet und in der gleichen Sitzung oft auch therapiert werden. Mikrooptiken erlauben den Blick auch in winzige Gangsysteme (Gallengang, Bauchspeicheldrüsengang). Dort wo früher noch große Operationen notwendig waren, kann heutzutage die Endoskopie gleichwertige Ergebnisse bieten.


Hepatitis C

 
 
Jährlich infizieren sich nahezu 5000 Menschen in Deutschland mit einer Hepatitis C. Ohne Therapie nimmt die Infektion in 50 bis 85 % der Fälle einen chronischen Verlauf, einen Impfstoff gibt es nicht. Noch vor wenigen Jahren mussten diese Patienten mit Medikamenten behandelt werden, die schwerste Nebenwirkungen hatten. Dennoch konnten diese Medikamente nicht immer das Virus aus dem Körper eliminieren. Viele dieser Patienten sind an Leberversagen oder Leberkrebs gestorben. Durch gastroenterologische Forschung stehen heute Medikamente zur Verfügung, mit denen die chronische Hepatitis C innerhalb weniger Wochen heilbar ist.
Helicobacter

 
 
Die Erkenntnis, dass Magengeschwüre durch Helicobacter pylori-Bakterien verursacht werden, hat den operativen Eingriff unnötig gemacht. Dank gastroenterologischer Forschung können die Patienten heute mit einer Antibiotika-Therapie wirkungsvoll behandelt werden. Da der Helicobacter pylori eine wesentliche Ursache des Magenkarzinoms ist, konnte durch seine Behandlung schon jetzt die Zahl der Magenkarzinome in Deutschland deutlich reduziert werden.

100 Jahre DGVS

Im Jahre 2013 feierte unsere Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, ihren hundertsten Geburtstag. Anlässlich des Jahrestages ist in Zusammenarbeit mit den Historikern Neumann & Kamp ein Buch entstanden, in dem eine Rückschau auf die Entwicklung des Faches der Gastroenterologie und der Gesellschaft vorgenommen wird.

Die Innere Medizin in Deutschland hat länger als vergleichbare Gesellschaften im Ausland die Einheit ihres Faches als Ziel verteidigt und tut dies noch heute. Die Anfänge der Spezialisierung zur Gastroenterologie gehen zurück ins 19. Jahrhundert. Theodor Frerichs begann in Breslau im Jahr 1858 sein Werk zur „Klinik der Leberkrankheiten“ und Carl Ewald gab im Jahr 1879 den ersten Band seiner „Klinik der Verdauungskrankheiten“ heraus. Ismar Boas, ein Schüler Carl Ewalds, ließ sich im Jahr 1886 als erster Spezialarzt für Magen-Darm-Krankheiten in Berlin nieder und veröffentlichte 1890 sein Lehrbuch über die Magenkrankheiten. Den ersten Lehrstuhl für Gastroenterologie bekleidete Max Einhorn, ein Schüler von Gustav Langmann und Hospitant bei Carl Ewald in Berlin, im Jahr 1889 in New York.

Bereits 1897 gründete sich in den USA die „American Gastroenterological Association“ unter Beteiligung von Max Einhorn und John Hemmeter, der in Hanau und Wiesbaden zur Schule ging und den eine lebenslange Freundschaft mit Ewald verband. Die Japanische Gesellschaft für Gastroenterologie wurde 1902 durch Shokochi Nagayo gegründet, der sich nach dem Studium in München, Würzburg und Berlin bei Wilhelm von Leube auf die Gastroenterologie spezialisiert hatte und in Tokyo als erster Spezialist für Magen-Darm-Krankheiten niederließ. Noch heute heißt übrigens der Japanische Fachausdruck für Magenkrebs – Magenkrebs.

Trotz dieser Deutschen Führungsrolle bei der Entwicklung des Faches erfolgte die Gründung der DGVS im Jahr 1913, als erster europäischer Fachgesellschaft für Gastroenterologie, im Vergleich zu den USA und Japan relativ spät. Dies war nicht zuletzt dem hinhaltenden Widerstand von Kollegen zu verdanken, die die Einheit der Inneren Medizin gefährdet sahen und sich erst im Jahr 1912 auf die Erste Tagung für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, also einen „Spezialkongress“, verständigen konnten. Mit ähnlicher Zielsetzung (und genauso wenig Erfolg) haben spätere Gastroenterologen versucht, die Verselbstständigung der Endokrinologie und Diabetologie aus dem Verbund der DGVS zu verhindern, so z. B. mein Greifswalder Vorgänger Gerhardt Katsch als Präsident im Jahr 1952.

Einen offiziellen Facharzt für Magen-Darm-Krankheiten gibt es seit dem Bremer Ärztetag 1924 – und dieser wurde beim Ärztetag 1949 in Hannover auch gleich erst mal wieder abgeschafft. Die berufspolitischen Aktivitäten der DGVS beherrschte deshalb lange der Kampf um die Anerkennung der eigenen Subspezialisierung, der letztlich mit der Einführung des Gastroenterologen im Jahr 1968 auch erfolgreich war.

Interessanterweise verstanden sich weder die Gesellschaft für Innere Medizin (erster Kongress 1882) noch die Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (erster Kongress 1914) zunächst als Deutsche Veranstaltungen im nationalen Sinne und haben das Attribut erst in den Namen aufgenommen (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin 1920, DGVS 1938) als die Deutsche Sprache nach dem ersten Weltkrieg ihre Bedeutung als lingua franca der Medizinischen Wissenschaft rasch verlor. Deshalb überrascht es nicht, dass DGVS-Kongresse auch in Wien (1920 war beschlossen worden, die Jahrestagung im Wechsel zwischen Berlin und Wien auszurichten), Budapest und Amsterdam stattfanden. Auch heute noch führt die DGVS diese Tradition fort mit zahlreichen ausländischen Mitgliedern und einer Fachzeitschrift, der „Zeitschrift für Gastroenterologie“, die gleichzeitig das offizielle Organ der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie und der Ungarischen Gesellschaft für Gastroenterologie ist. Von Anfang an war die DGVS auch als interdisziplinäre Fachgesellschaft angelegt, die sich seit der Grundsatzrede von Ismar Boas beim Kongress 1920 um die Einbeziehung von Grundlagenwissenschaftlern und Kollegen aus klinischen Partnerdisziplinen bemüht hat. Dies erklärt, warum in der 100-jährigen Geschichte 5 Chirurgen und ein Biochemiker (Robert Ammon 1969) der DGVS vorstanden.

“Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt.”  (Johann Wolfgang von Goethe)

Möge das Jubiläum Anlass sein,nicht nur an die Höhen und Tiefen unserer Fachgesellschaft in den ersten 100 Jahren seit ihrer Gründung zu erinnern, sondern auch den Enthusiasmus weitergeben, mit dem unsere Vorgänger sich für den Fortschritt des Wissens über die Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und das Wohl ihrer Patienten eingesetzt haben.

Markus M. Lerch
Präsident der DGVS

100 Jahre DGVS (überarbeitete Fassung 2018) – Cover

 

Herausgeber:
Harro Jenss, Guido Gerken, Markus M. Lerch

Autoren:
Harro Jenss, Matthias Georgi, Christoph Cegla, Markus M. Lerch

August Dreesbach Verlag, München

978-3-944334-17-2

42 Euro inkl, MwSt.

 

Neu: 2018 überarbeitete Version (Harro Jenss)

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Geschichte des Kongresses für Gastroenterologie

Der Wissenschafts- und Fortbildungskongress für Gastroenterologie und Viszeralchirurgie hat eine lange Tradition. Vor über 100 Jahren, am Freitag, den 24. April 1914 um 09:00 Uhr eröffnete der erste Vorsitzende, Carl Anton Ewald, im Kursaal von Bad Homburg die erste Tagung über Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten und damit den ersten Spezialkongress für Gastroenterologie in Deutschland.

Alle Kongresspräsidenten bis 2014

Zum 100-Jährigen Jubiläum des Kongresses wurde 2014 eine Publikation veröffentlicht mit sämtlichen Kongresspräsidenten. Hier finden Sie zu jedem Präsidenten und Jahr bis 2014 interessante Hintergrundinformationen.

1. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie
Bad Homburg v.d.H., 24. - 26. April 1914
Carl Anton Eswald
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2. Tagung
Bad Homburg, v.d. H., 24. – 26. September 1920
Ismar Boas
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3. Tagung
Bad Homburg, 28. – 29. April 1922
Carl von Noorden
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4. Tagung
Berlin, 22. – 26. Oktober 1924
Georg Rosenfeld
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5. Tagung
Wien, 30. September – 3. Oktober 1925
Leopold Kuttner
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6. Tagung
Berlin, 13. – 16. Oktober 1926
Gustav von Bergmann
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7. Tagung
Wien, 4. – 7. Oktober 1927
Arthur Biedl
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8. Tagung
Amsterdam, 12. – 14. September 1928
Abraham Albert Hijmans van den Bergh
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9. Tagung
Berlin, 16. – 18. Oktober 1929
Hans von Haberer
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10. Tagung
Budapest, 6. – 8. Oktober 1930
Alexander (Sandor) von Korányi
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11. Tagung
Wien, 6. – 8. Oktober 1932
Wilhelm Falta
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Geplante 12. Tagung (Vorsitz Hermann Strauß)
Berlin, September 1933
Hermann Strauß
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12. Tagung
Wiesbaden, 12. – 13. April 1934
Carl Hegler
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13. Tagung
Berlin, 28. – 29. Juni 1936
Max Bürger
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14. Tagung
Stuttgart, 22. – 24. September 1938
Erich Grafe
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15. Tagung
Bad Kissingen, 26. – 30. September 1950
Hans Heinrich Berg
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16. Tagung
Essen/ Bad Neuenahr, 24. – 27. September 1952
Gerhardt Katsch
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17. Tagung
Stuttgart – Bad Canstatt und Bad Mergentheim, 24. – 27. September 1953
Kurt Beckmann
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18. Tagung
Bad Homburg, 3. – 5. Oktober 1955
Norbert Henning
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19. Tagung
Bad Kissingen, 2. – 5. Oktober 1957
Robert Prévôt
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20. Tagung
Kassel, 14. – 17. Oktober 1959
Heinrich-Otto (Heinz) Kalk
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21. Tagung
Hamburg, 28. – 30. September 1961
Hans-Wilhelm Bansi
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22. Tagung
Wiesbaden, 9. – 11. April 1964
Robert E. Mark
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23. Tagung
Wien, 23. – 25. September 1965
Karl Voßschulte
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24. Tagung
Hamburg, 28. – 30. September 1967
Heinrich Bartelheimer
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25. Tagung
Homburg/Saar, 24. – 27. September 1969
Robert Ammon
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26. Jahrestagung
Stuttgart, 7. – 9. Oktober 1971
Gustav Adolf Martini
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27. Jahrestagung
Frankfurt, 5. – 7. Oktober 1972
Werner Siede
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28. Jahrestagung
Fellbach bei Stuttgart, 27. – 28. September 1973
Volker Becker
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29. Jahrestagung
Würzburg, 3. – 5. Oktober 1974
Hans Adolf Kühn
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30. Jahrestagung
Wien, 25. – 27. September 1975
Friedrich Stelzner
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31. Jahrestagung
Lübeck – Travemünde, 30. September – 2. Oktober 1976
Ulrich Ritter
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32. Jahrestagung
Göttingen, 22. – 24. September 1977
Werner Creutzfeldt
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33. Jahrestagung
Hamburg, 28. – 30. September 1978
Gerhard Seifert
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34. Jahrestagung
Garmisch – Patenkirchen, 20. – 22. September 1979
Nepomuk Zöllner
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35. Jahrestagung
Hamburg, 8. – 13. Juni 1980
Ludwig Demling
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36. Jahrestagung
Basel, 17. – 19. September 1981
Georg Strohmeyer
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37. Jahrestagung
Fellbach bei Stuttgart, 16. – 18. September 1982
Wolfgang Dölle
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38. Jahrestagung
München, 8. – 10. September 1983
Rudolf Ottenjann
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39. Jahrestagung
Berlin, 4.- 6. Oktober 1984
Ernst-Otto Riecken
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40. Jahrestagung
Freiburg, 19. – 21. September 1985
Wolfgang Gerok
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41. Jahrestagung
Hannover, 2. – 4. Oktober 1986
Friedrich Werner Schmidt
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42. Jahrestagung
Salzburg 9. – 12. September 1987
Meinhard Classen
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43. Jahrestagung
Heidelberg, 21. – 24. September 1988
Christian Herfarth
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44. Jarhestagung
Mainz, 27. – 30. September 1989
Karl-Hermann Meyer zum Büschenfelde
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45. Jahrestagung
Essen, 3. – 6. Oktober 1990
Harald Goebell
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46. Jahrestagung
Mannheim, 19. – 21. September 1991
Burkard Kommerell
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47. Jahrestagung
München, 07. - 10. Oktober 1992
Gustav Paumgartner
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48. Jahrestagung der DGVS
Frankfurt, 22. – 25. September 1993
Wolfgang Caspary
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49. Jahrestagung
Ulm, 14. – 17. September 1994
Hans-Günther Beger
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4th United European Gastroenterology Week zusammen mit der 50. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Berlin, 17. – 21. September 1995
Rudolf Arnold
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51. Jahrestagung
Aachen, 18.-21. September 1996
Siegfried Matern
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52. Jahrestagung
Ludwigshafen, 17. - 20. September 1997
Jürgen Ferdinand Riemann
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53. Jahrestagung
Kiel, 02. – 05. September 1998
Ulrich R. Fölsch
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54. Jahrestagung
Leipzig, 22. – 25. September 1999
Joachim Mössner
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55. Jahrestagung
Hamburg , 13.-16. September 2000
Paul Georg Lankisch
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56. Jahrestagung
Münster, 12. - 15. September 2001
Wolfram Domschke
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57. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Bonn, 11. – 14. September 2002
Tilman Sauerbruch
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58. Jahrestagung
17.-20.9.2003, Nürnberg
Wolfgang Fischbach
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59. Jahrestagung
1.–4. September 2004, Leipzig
Wolfgang E. Fleig
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60. Jahrestagung
Köln, 14. – 17. September 2005
Wolfgang Kruis
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61. Jahrestagung
Hannover, 13. – 16. September 2006
Michael P. Manns
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62. Jahrestagung
Bochum, 12. - 15. September 2007
Wolff-H. Schmiegel
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63. Tagung
Berlin, 01. - 04. Oktober 2008
Martin Zeitz
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64. Tagung
Hamburg, 30. September – 3. Oktober 2009
Herbert Koop
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65. Jahrestagung der DGVS mit Sektion Endoskopie
Stuttgart, 15. – 18. September 2010
Guido Adler
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66. Jahrestagung der DGVS mit Sektion Endoskopie
Leipzig, 14. - 17. September 2011
Peter Malfertheiner
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67. Tagung
Hamburg, 19. - 22. September 2012
Peter Layer
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68. Tagung
Nürnberg, 11. – 14. September 2013
Guido Gerken
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69. Tagung
Leipzig, 17. – 20. September 2014
Peter R. Galle
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Zum Inhalt der Publikation

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Jahrestagungen erinnert und würdigt die DGVS in einer Publikation, mit biographischen Skizzen, an die bisherigen Kongresspräsidenten und Vorsitzenden der Gesellschaft. Die jeweiligen Vorsitzenden repräsentierten die Fachgesellschaft und spiegeln zugleich gänzlich unterschiedliche Generationen wider, die vor allem zwischen 1914 und 1945 mehrfache Systemwechsel erlebten. Der Rückblick ist einerseits eine Erinnerung an zum Teil nahezu vergessene Kollegen, wie auch an international bekannte Forscher und Kliniker. Andererseits verdeutlicht er das weite fachliche Spektrum, für das unsere Repräsentanten standen, und dass heute als selbstverständlich erscheinende Vorgehensweisen und medizinische Fakten auf der Kreativität und den Ideen früherer Gastroenterologen basieren.

Die DGVS möchte die Erinnerung an diejenigen, die unsere Fachgesellschaft in 100 Jahren geprägt und geleitet haben, wachhalten und ihnen auf diese Weise für ihr großes Engagement um die DGVS danken. Mögen sie nachfolgenden Generationen von Gastroenterologen ein Vorbild sein.

Wir laden Sie außerdem ein, im Archiv des größten deutschen Wissenschafts- und Fortbildungskongresses für Gastroenterologie und Viszeralchirurgie zu stöbern.

Zum Archiv

100 Jahre Kongress – Cover

 

Harro Jenss, Markus M. Lerch
im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs -und Stoffwechselkrankheiten

Sardellus Verlagsgesellschaft, Greifswald

978-3-9813402-5-9

24,90 Euro inkl, MwSt.

 

Tagungen der DGVS: Die Präsidenten von 1914 bis 2014 jetzt lesen!

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Namensgebende unserer Preise

Ismar Boas (1858 – 1938), erster Spezialarzt für Magen- und Darmkrankheiten, trug durch seine Initiativen entscheidend zur frühen Etablierung und Weiterentwicklung des neuen Fachgebietes Gastroenterologie bei. Wissenschaftlich befasste er sich eingehend mit der Pathophysiologie der Magenerkrankungen und mit der Bedeutung der Stuhluntersuchung auf okkultes Blut. Als Jude musste Boas 1936 aus Deutschland emigrieren.
Carl Anton Ewald (1845 - 1915) wurde 1876 Direktor der Berliner Frauensiechenanstalt und 1882 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1888 wurde er Leiter der Abteilung für Innere Medizin am Kaiserin-Augusta-Hospital in Berlin. Seine Klinik der Verdauungskrankheiten wurde in englischer Übersetzung zum internationalen Standardwerk. Mit seinem Namen ist die Einführung des "weichen Magenschlauches" 1875 (zeitgleich zu Leopold Oser, Wien) und das Boas-Ewaldsche Probefrühstück verbunden.
Harald Goebell (1933 – 2017), 1975 bis 1998 Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin und Leiter der Klinik für Gastroenterologie, Universität Essen, forschte über die Pathophysiologie der Pankreaserkrankungen und befasste sich eingehend mit deren Klassifikation. Im Zentrum seiner Forschungsarbeit stand die Sekretion des Pankreas und deren Regulation durch Hormone. Goebell vermittelte 1990 den Zusammenschluss von DGVS und der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR. Harald Goebell verstarb im Juni 2017 im Alter von 84 Jahren.

Martin Gülzow (1910 – 1976) war von 1957 bis 1973 Lehrstuhlinhaber für Innere Medizin und Leiter der Medizinischen Klinik der Universität Rostock. Im Mittelpunkt seiner Forschungsarbeiten standen die Pankreaserkrankungen, insbesondere die akute und chronische Pankreatitis. Seit den 1930er Jahren befasste er sich intensiv mit der Untersuchung der Enzymaktivität des Pankreas. Auf Gülzows Initiativen geht die Gründung der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR 1965 zurück.
Walter Krienitz (1876 – 1943) war ein Halberstädter Arzt, der 1906 als einer der Ersten überhaupt in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift Bakterien im menschlichen Magen beschrieb. Er gilt daher als Wegbereiter der Magenbakteriologie.
Nikolaus Müller-Lantzsch (1943 – 2017) war von 1988 bis 2009 Lehrstuhlinhaber für Virologie am Universitätsklinikum Homburg / Saar.  Er war Gründungsmitglied der Gesellschaft für Virologie e.V. und in den Jahren 2005-2011 ihr Präsident. Seine Forschungsschwerpunkte waren insbesondere EBV, HIV-Diagnostik und humane endogene Retroviren.

Ernst Viktor von Leyden (1832 – 1910), Internist, repräsentierte im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts den Paradigmenwechsel in der Medizin, die sich mit enormer Dynamik die Erkenntnisse der naturwissenschaftlichen Grundlagenfächer verfügbar machte.

Otto Porges (1879 – 1967) war ein österreichischer Spezialist für Stoffwechselkrankheiten,
insbesondere für den Diabetes mellitus. Daneben beschäftigte er sich mit Magen- und Darmerkrankungen und forschte zur Gastrophotographie. 1929 bis 1933 leitete er die I. Medizinische Universitätsklinik Wien. 1938 wurde Porges zur Emigration in die USA gezwungen.
Rudolf Schindler (1888 – 1968) beschäftigte sich intensiv mit der Technik der Gastroskopie und führte 1932 wegweisend die semiflexible Gastroskopie ein, die für 25 Jahre Standard der Magendiagnostik wurde. Er emigrierte 1934 in die USA und wurde dort einer der führenden
Endoskopiker. Die heutige amerikanische Endoskopiegesellschaft (ASGE) ging aus dem von Schindler 1941 gegründeten ‚American Gastroscopic Club’ hervor.
Siegfried Thannhauser (1885 – 1962) spezialisierte sich frühzeitig auf Stoffwechselkrankheiten. Er lieferte grundlegende Kenntnisse zum Purin- und Cholesterinmetabolismus sowie
zur Entstehung der Gicht. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde Thannhauser im April 1934 als Ordinarius für Innere Medizin der Universität Freiburg entlassen. Er emigrierte 1935 in die USA und konnte an der Tufts University Boston seine biochemischen Arbeiten fortsetzen.

Persönlichkeiten

Ismar Boas - Begründer der DGVS

Ismar Boas, 1858 in Exin / Kcynia, in der früheren Provinz Posen, geboren, hat seit 1882 über 54 Jahre in Berlin als Arzt und Forscher gewirkt.

Gründung einer Fachgesellschaft für Gastroenterologie

Frühzeitig beschäftigte er sich, angeregt durch seinen Mentor Carl Anton Ewald, mit der Physiologie und Pathophysiologie der Verdauung. Zunächst als praktischer Arzt niedergelassen eröffnete er 1886 eine Spezialpraxis sowie die erste Poliklinik für Magen- und Darmkrankheiten. Damit etablierte Boas erstmalig die Gastroenterologie als eigenständiges Fachgebiet innerhalb der Inneren Medizin. Er plädierte zu einem frühen Zeitpunkt für eine konsequente Spezialisierung, hielt in Berlin zahlreiche Fortbildungskurse über Magen- und Verdauungskrankheiten ab und prägte viele der frühen „Magen-Darm-Ärzte“. 1895/96 begründete Boas das Archiv für Verdauungskrankheiten unter Einschluss der Stoffwechselpathologie und Diätetik, das rasch zum führenden Fachorgan wurde und dessen Schriftleitung er bis 1933 innehatte. Seine unermüdlichen Initiativen führten im April 1914 zur Ersten Tagung über Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Dieser erste Spezialkongress für Gastroenterologie in Deutschland stellt den Beginn der Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten dar, die sich supranational und europäisch verstand (die Bezeichnung „Deutsch“ erhielt die Fachgesellschaft erst 1938). Die Bestrebungen um das neue Fachgebiet fanden ihre Anerkennung mit der Einführung des Facharztes für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten während des Deutschen Ärztetages 1924. Unterbrochen durch den 1. Weltkrieg führten die Aktivitäten Boas’ dazu, dass die Gesellschaft 1925 eine Satzung und Geschäftsordnung sowie ein Mitgliederverzeichnis und ein Generalsekretariat erhielt. Boas selbst wurde mit der ersten Ehrenmitgliedschaft der Fachgesellschaft gewürdigt. Diese verstand sich interdisziplinär und ausdrücklich als übernational / europäisch. Die Kongresse fanden wechselnd in Berlin und Wien sowie in Amsterdam und Budapest statt. Den Zusatz „Deutsch“ erhielt die Gesellschaft erst nach dem XIV. Kongress 1938.

Die NS-Diktatur – ein Wendepunkt

Das Jahr 1933 mit dem Beginn der NS-Diktatur bedeutete für die Fachgesellschaft eine tiefgehende Zäsur. Die jüdischen Mitglieder mussten die Gesellschaft verlassen; dies betraf auch den Gründer und das Ehrenmitglied Ismar Boas. Er wurde 1933 gezwungen, die Schriftleitung des Archivs für Verdauungskrankheiten aufzugeben. 1936 emigrierte Boas nach Wien. Dort nahm er sich im März 1938 nach Einmarsch der Deutschen Wehrmacht selbst das Leben. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Seine Ehefrau Sophie, geborene Asch, hatte für die Bestattung im Grab ihrer Familie in Berlin gesorgt. Sie selbst emigrierte 1938 über die Schweiz nach Holland; im März 1943 wurde Sophie Boas in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und ermordet. Der Sohn Kurt Ferdinand Boas, niedergelassener Dermatologe, war 1935 / 1936 im KZ Sachsenburg / Sachsen inhaftiert, vermutlich ist er 1938 nach Südamerika gelangt. Die Tochter Claire emigrierte in die USA, sie starb 1959 in New York.

In Gedenken

Nach 1945 war Ismar Boas in Deutschland zunächst vergessen. Die DGVS ehrte den großen Forscher und Lehrer der Gastroenterologie 1992 mit einer Gedenktafel in der Berliner Charité. Während der Kongresse der DGVS werden seit Anfang der 1990er Jahre die Boas-Medaille und die Boas-Preise verliehen. Boas’ Grab wird von der DGVS gepflegt. Anlässlich seines 80. Todesjahres wurde die Grabtafel mit der Erinnerung an Ismar Boas restauriert.

Ismar Boas um 1925

 

 

Restaurierte Grabtafel, Grabstätte Ismar Boas, Jüdischer Friedhof Berlin-Weissensee, Foto Olaf Ziegenhagen.

Rahel Hirsch (1870 – 1953), erste Medizinprofessorin in Deutschland

Es war eine eindrückliche und würdige Gedenkstunde, als auf dem Gelände der Berliner Charité am 15. September 2020 an Rahel Hirsch und ihren Lebensweg erinnert wurde. Anlaß war ihr 150. Geburtstag. Hier in der Charité war sie bei Friedrich Kraus in der II. Medizinischen Klinik seit 1903 als „außeretatmäßige“ Assistenzärztin neben Kollegen wie Gustav von Bergmann, Friedrich Nicolai, Georg Zülzer und Theodor Brugsch tätig. Hier in der Charité hatte sie 1906 in Tier- und Selbstversuchen erstmalig für den Menschen gezeigt, dass ungelöste Partikel ( zum Beispiel Stärkekörner ) vom Dünndarm aufgenommen werden. Zudem konnte sie erstmals nachweisen, dass diese Teilchen renal unverändert eliminiert werden können — ein Phänomen, das erst sechs Jahrzehnte später als „Hirsch-Effekt“ in die Fachliteratur Eingang fand. Dass oral applizierte korpuskuläre Substanzen mit einer Partikelgröße um 75 μm intestinal aufgenommen und über die Niere ausgeschieden werden, widersprach der damaligen Lehrmeinung. Rahel Hirsch blieb in jener Zeit die Anerkennung ihrer Forschungsergebnisse versagt, obwohl der ungarische Physiologe Fritz Verzár wenige Jahre später ihre Beobachtungen bestätigte.

Rahel Hirsch, 1870 in einer Frankfurter jüdischen Familie mit bekannten Rabbinern geboren, erkämpfte sich das Medizinstudium, das am Ende des 19. Jahrhunderts in Preußen für Frauen noch nicht möglich war. Nach dem Studienbeginn in Zürich wechselte sie nach Straßburg und wurde dort durch den bekannten Internisten Bernhard Naunyn und den frühen Biochemiker Franz Hofmeister geprägt, bei dem sie mit der Arbeit „Ein Beitrag zur Lehre von der Glykolyse“ promovierte. Zwischen 1903 und 1919 beschäftigte sie sich in der II. Medizinischen Klinik der Charité mit einem breiten Spektrum wissenschaftlicher Fragestellungen aus dem Gebiet der Inneren Medizin und Stoffwechselforschung, publizierte u.a. zur Aminosäurenausscheidung im Hungerzustand und referierte 1911 während des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin über ihre Forschung zur Wirkung des Adrenalins auf Temperatur und Wärmehaushalt. 1908 betraute Friedrich Kraus Rahel Hirsch mit der Leitung der Poliklinik der II. Medizinischen Klinik der Charité. 1913 wurde ihr in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Leistungen als erster Ärztin in Preußen der Titel „Professor“ verliehen. Eine Lehrbefugnis oder eine finanzielle Besserstellung war mit dieser Titularprofessur nicht verbunden.

Nach dem Ausscheiden aus der Charité 1919 eröffnete sie in Berlin als Internistin eine Praxis, die die Röntgendiagnostik einschloss. Nach Beginn der Diktatur der Nationalsozialisten 1933 verlor sie ihre Kassenzulassung und war als Jüdin zunehmend ausgegrenzt und gefährdet. Rahel Hirsch floh im Oktober 1938 aus Deutschland nach England, wo sie 68-jährig ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte. Sie war zunächst als Laborassistentin und Übersetzerin tätig, litt an einer psychischen Erkrankung und starb vereinsamt am 6. Oktober 1953. Ihr Grab befindet sich auf dem nördlich von London gelegenen jüdischen Friedhof in Bushey.

Rahel Hirsch gehört zu den Pionierinnen der Medizin in Deutschland. Ihren Forschungsansatz nahm der Berliner Gastroenterologe Gerhard Volkheimer in den 1960er und 1970er Jahren mit seinem Konzept der intestinalen interzellulären „Persorption“ wieder auf. Möglicherweise erleben die Beobachtungen von Rahel Hirsch und Gerhard Volkheimer eine Renaissance durch die gegenwärtiger Untersuchungen zur Ingestion von Mikro-Plastik-Teilchen mit der Nahrung und dem Verhalten dieser Partikel im Dünndarm.

1965 würdigte Adelheid Winkelmann mit ihrer Dissertation Rahel Hirsch und deren Leistungen erstmalig und umfassend („Medizinhistorische Betrachtungen zum Hirsch-Effekt“, Humboldt-Universität Berlin). Danach dauerte es nochmals 30 Jahre bis auf dem Gelände der Charité nach einer Initiative zweier Ärztinnen Rahel Hirsch mit einer Bronzeplastik ein Denkmal gesetzt wurde. Heute wird in Berlin vielfältig an die erste Medizinprofessorin Deutschlands erinnert: mit einem Rahel-Hirsch-Stipendium der Charité zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen während der Habilitation, mit einer Rahel-Hirsch-Schule mit dem Schwerpunkt „Medizin und Gesundheit“, mit einer Berliner Gedenktafel am Haus ihrer früheren Wohnung und Praxis am Kurfürstendamm sowie mit einer Rahel-Hirsch-Straße.

Dr. med. Harro Jenss
Archivar der DGVS

Rahel Hirsch im „Physikalischen Zimmer“ der II. Medizinischen Klinik der Charité um 1910. Mit freundlicher Genehmigung © Bildarchiv des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité –Universitätsmedizin Berlin

 

Rahel Hirsch, Originalarbeit, Zeitschrift für Experimentelle Pathologie und Therapie 1906; 3: 390 – 392