DGVS 2024 – Jahresrückblick des Vorstands
Die DGVS kann auf ein außergewöhnlich bewegtes Jahr 2024 zurückblicken. Der medizinische Strukturwandel stellt insbesondere unser Fachgebiet vor große Herausforderungen. Unsere Fachgesellschaft hat diesen Prozess intensiv begleitet. Zusätzlich dürfen wir auf eine erfolgreiche Arbeit an Leitlinien sowie zahlreiche Veranstaltungen und Projekte stolz sein. Werfen Sie gemeinsam mit dem Vorstand einen Blick zurück auf das DGVS Jahr 2024 und seine Höhepunkte.
Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer, Präsident der DGVS
Die Gastroenterologie ist mehr als nur ein medizinisches Fachgebiet – sie ist ein unverzichtbarer Pfeiler unseres Gesundheitssystems. Mit ihrem starken präventivmedizinischen Ansatz setzt sie auf das Prinzip „Gesundheit durch Gastroenterologie“ und verfolgt das ehrgeizige Ziel, Krankheiten nicht nur zu behandeln, sondern ihnen vorzubeugen. Die Bedeutung dieses Ansatzes kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn gastroenterologische Erkrankungen haben weitreichende Auswirkungen auf andere medizinische Bereiche. Indem wir Verdauungserkrankungen frühzeitig erkennen und gezielt gegensteuern, leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Vorbeugung von Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselstörungen. Gleichzeitig zeichnet sich die Gastroenterologie durch eine außerordentliche Expertise in der Behandlung komplexer und chronischer Erkrankungen, wie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen und Krebserkrankungen, aus. Mit einem hochinnovativen Ansatz, insbesondere in der Präzisionsmedizin, werden zunehmend individuelle Therapien entwickelt, die auf die genetischen und molekularen Besonderheiten der Patienten abgestimmt sind. Zudem spielt die interventionelle und diagnostische Endoskopie eine integrale Rolle bei der Erkennung und Behandlung viszeraler Erkrankungen. Unsere Arbeit rettet Leben und verbessert die Lebensqualität von Millionen Menschen.
Doch wie unser gesamtes Gesundheitssystem steht auch die Gastroenterologie vor großen Veränderungen. Die dynamischen Umbrüche in der Gesundheitsversorgung erfordern, dass wir als Fachgesellschaft eine klare Vision entwickeln: Was macht die Gastroenterologie im Kern aus? Und wie können wir auf dieser Basis innovative Konzepte entwerfen, die nicht nur unsere Arbeitsbedingungen sichern, sondern auch den Weg für eine moderne Aus-, Fort- und Weiterbildung ebnen? Unsere Kommission Medizinische Klassifikation und Gesundheitsökonomie und unsere Kommission Qualität haben im letzten Jahr erneut eine Vielzahl von Stellungnahmen verfasst, mit denen wir die Einführung des Krankenhaustransparenzgesetzes, des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes und der Leistungsgruppen eng begleitet haben. Der kontinuierliche und enge Austausch mit den verantwortlichen Playern führt dazu, dass die Stimme der Gastroenterologie gehört wird. Flankiert durch Publikationen wie zum Beispiel zur ökonomischen Ausgestaltung der Hybrid-DRG oder zum Einfluss der Spezialisierung auf die Qualität setzen wir uns dafür ein, dass die Umstrukturierungen im Gesundheitswesen mit medizinischem Sachverstand umgesetzt werden[1],[2]. Nur so kann eine nachhaltige Verbesserung der Versorgungsqualität erreicht werden. Die nach wie vor exzellente Leitlinienarbeit der DGVS ist von entscheidender Bedeutung, um unsere politischen Aktivitäten mit fundierten wissenschaftlichen Grundlagen zu unterstützen. Unsere Leitlinien bieten eine verlässliche Basis für Entscheidungen und tragen dazu bei, die Eckpfeiler für eine qualitätsgetriebene und patientenorientierte Versorgung im politischen Diskurs wirksam zu vertreten. Das DRG-Projekt ist Grundlage dafür, gesundheitsökonomisch fundiert argumentieren zu können.
Dennoch ist unsere Arbeit oft frustrierend, da unser Input in den Auseinandersetzungen zwischen dem Bundesgesundheitsministerium und der Selbstverwaltung, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und den Krankenkassen sowie den unterschiedlichen Interessen von Bund und Ländern zerrieben wird. Der Schlüssel, diesen Herausforderungen auch gegen Widerstand oder politische Ignoranz zu begegnen, liegt in der nicht nachlassenden Arbeit unserer Gremien, weiter konstruktive Lösungen zu erarbeiten. Unerlässlich ist dabei der innere Zusammenhalt unserer Fachgesellschaft. Niedergelassene Ärzt*innen, Klinikärzt*innen und wissenschaftliche Kolleg*innen an den Universitäten müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Unser Nachwuchs, vertreten durch die engagierte JUGA, bringt frischen Wind und neue Ideen, die wir aufgreifen und fördern müssen. Wie exzellent unsere jungen Kolleginnen und Kollegen ihre Ideen umsetzen können, hat auch in diesem Jahr die NEXT GEN Veranstaltung auf der Viszeralmedizin 2024 bewiesen. Viele andere Projekte wie Crashkurse, Science Camp und Preceptorship verdienen unsere Aufmerksamkeit. Ein großes Dankeschön gilt stellvertretend für alle JUGA Aktiven den beiden Sprechern Stefanie Reichermeier und Lukas Welsch.Aber auch die jungen Forschenden unter uns, die die Konzepte für die Zukunft unserer Disziplin entwickeln, verdienen unsere besondere Unterstützung. Sie haben mit dem Clinician Science Day in diesem Jahr ihr großes Potential unter Beweis gestellt. Es ist diese Vielfalt an Stimmen, vereint in einer starken Fachgesellschaft, die uns befähigen wird, den Strukturwandel nicht nur zu meistern, sondern als Chance für eine noch bessere Zukunft der Gastroenterologie zu nutzen.
Im Vorstand haben wir uns insbesondere zum Ziel gesetzt, die Teilhabe unserer Mitglieder an den Projekten der DGVS weiter zu stärken und mehr Transparenz und Diversität zu wagen. Um dieses Ziel zu erreichen haben wir ein Weißpapier zur Leitlinienbesetzung verabschiedet. Außerdem werden wir im nächsten Jahr eine neue Struktur der Arbeitsgemeinschaften (AG) der DGVS einführen. Die Aufgaben der „neuen“ AG umfassen mehrere zentrale Verantwortungsbereiche, die wesentlich zum Erfolg wissenschaftlicher Veranstaltungen und zur Förderung des wissenschaftlichen Austauschs beitragen sollen. Die Struktur dieser AG wird das große Spektrum der Gastroenterologie systematisch abdecken, die bisherigen AG werden als Arbeitsgruppen den jeweiligen Themenschwerpunkten zugeordnet. Ein wichtiger Aspekt der AG-Arbeit ist die Tätigkeit als Programmkomitee für unseren Kongress. In diesem Rahmen arbeiten die AG den Kongresspräsidenten zu und übernehmend Verantwortung für Sitzungsvorschläge und die Auswahl der Abstracts. Ein weiteres zentrales Element der AG-Arbeit ist der wissenschaftliche Austausch und die Unterstützung von Diskussionen und Kooperationen zwischen Wissenschaftlern, um den Wissensstand in spezifischen Fachbereichen zu erweitern und Innovationen voranzutreiben. Darüber hinaus sollen die AG themenspezifische Arbeitsaufträge des Vorstands bearbeiten und so aktiv zur Entwicklung und Umsetzung gastroenterologischer Themen beitragen.
Zur Unterstützung unserer Öffentlichkeitsarbeit und unserer politischen Aktivitäten haben wir 2024 das Leaflet „Gastroenterologie: Herausforderungen und Chancen für die Zukunft“ beigesteuert. Dieses Leaflet thematisiert zentrale Entwicklungen, die die Gastroenterologie in den kommenden Jahren prägen werden, und basiert auf den fundierten Erkenntnissen des Weißbuchs. Es beleuchtet sowohl die Herausforderungen, zum Beispiel durch die Zunahme chronischer und Krebserkrankungen, als auch die Chancen, die sich für die Weiterentwicklung des Fachgebiets durch zunehmend personalisierte Therapien und neue Präventionsansätze (Beispiel familiärer Darmkrebs) ergeben.
Der sich verschärfende Fachkräftemangel, die zunehmende Ambulantisierung und die Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft durch die Einführung von Leistungsgruppen (LG) führen zu einem hochakuten Kernproblem. Wie können wir zukünftig die Weiterbildung in unserem Fachgebiet sicherstellen? Oder anders gefragt: Wer wird uns morgen versorgen? Es muss sichergestellt werden, dass ausreichend Weiterbildungsstätten zur Verfügung stehen, die nicht durch die Spezialisierung in den Krankenhäusern wegfallen. Eine finanzierte, sektorübergreifende Weiterbildung ist unverzichtbar. Anpassungen der Weiterbildungsordnung an die neuen Strukturen sind unumgänglich, damit künftig genügend qualifizierte Gastroenterologinnen und Gastroenterologen zur Verfügung stehen. In der bisherigen Debatte um die Strukturreform wurde diese Thematik trotz zahlreicher Warnungen aus der medizinischen Gemeinschaft weitgehend außer Acht gelassen. Wir müssen dieses Thema prioritär in den Fokus nehmen.
Die Viszeralmedizin 2024 – der traditionelle Höhepunkt des DGVS-Jahres – hat erneut beeindruckt! Die Vielfalt an wissenschaftlichen Inhalten, die exzellente Organisation und die inspirierende Atmosphäre machten unseren Kongress zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Teilnehmenden. Großer Dank und Anerkennung für Axel Dignass und Hans Allescher für ihr vielseitiges und inspirierendes Kongressprogramm.
Ganz besonders berührt hat mich in diesem Jahr unsere Ausstellung gegen das Vergessen, im Rahmen derer auch unser Kurzfilm „Im Schatten der Geschichte – Erinnern für die Zukunft“ Premiere feierte. Dem Film gelingt es, die Biografien unserer jüdischen Mitglieder in den konkreten historischen Kontext zu stellen. Er beleuchtet eindrücklich die Auswirkungen der Machtübernahme der Nationalsozialisten auf jüdische Ärztinnen und Ärzte und Mitglieder unserer Fachgesellschaft. Er thematisiert die Ursprünge der Gastroenterologie und der DGVS und zeigt auf, wie jüdische Kolleginnen und Kollegen durch die nationalsozialistische Herrschaft systematisch entrechtet, aus der Fachgesellschaft ausgeschlossen, verfolgt und zur Flucht gezwungen oder deportiert wurden. „Von nun an war die Collegialität an die Rasse gebunden“ (Hermann Strauß) – diese Worte verdeutlichen den tiefgreifenden Bruch innerhalb der Fachgesellschaft. Ich möchte jedem ans Herz legen, diesen Film, der nun auch auf unserer Webseite verfügbar ist, anzusehen.
Unsere Gesundheitsversorgung, und damit auch die Gastroenterologie, steht vor zahlreichen Neuerungen, deren Auswirkungen wir und insbesondere unsere Kolleginnen und Kollegen in NRW bereits spüren, auch wenn derzeit niemand – einschließlich Regierung und Selbstverwaltung – die vollständigen Folgen abschätzen kann. Wir werden uns weiterhin intensiv mit diesen Themen befassen und dabei unsere Kernaufgaben als wissenschaftliche Fachgesellschaft nicht aus den Augen verlieren. Dass sich so viele von Ihnen in den verschiedenen Kommissionen, dem Beirat, den Arbeitsgemeinschaften sowie als Expertinnen und Experten in Stellungnahmen, bei Medienanfragen und in der Leitlinienarbeit für unser Fachgebiet engagieren, ist die Grundlage dafür, dass wir die Gastroenterologie auch in Zukunft aktiv, innovativ und qualitätsorientiert weiterentwickeln können. Die Umsetzung all unserer Aktivitäten ist nur dank des hervorragenden Teams unter der Leitung von Diana Kühne und Petra Lynen in unserer Geschäftsstelle in Berlin möglich, das nicht nur eine erstklassige Arbeit leistet, sondern sich auch mit Freude und Enthusiasmus für uns und die Gastroenterologie einsetzt.
Es ist unglaublich motivierend, in Zeiten großer Herausforderungen mit so engagierten Kolleginnen und Kollegen und gleichzeitig einer mehr als professionellen Geschäftsstelle zusammenzuarbeiten. Diese macht unsere Arbeit umso wertvoller und trägt maßgeblich zum Erfolg bei.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein schönes Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr.
Herzlichst,
Heiner Wedemeyer
Präsident der DGVS
[1] Rathmayer et al. Auswirkungsanalyse einer neuen, sektorenübergreifenden Erbringung bisher stationärer endoskopischer gastroenterologischer Leistungen entsprechend § 115f SGB V (Hybrid-DRG): Zuordnungsmatrix und Kostenanalyse. Z Gastroenterol 2024; 62(05): 705-722.
[2] Leifeld et al. Einfluss der Spezialisierung auf primäre Erfolgs- sowie Komplikationsrate bei der ERCP. Vorschlag zur Verbesserung der Qualität der ERCP Z Gastroenterol 2024; 62(08): 1224-1228.
Prof. Dr. med. Jörg Albert, Vorstand Gesundheitsökonomie
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat eine umfassende Gesundheitsreform angestoßen, um das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu gestalten. Zu den wichtigsten Gesetzen, die unser Fachgebiet betreffen, gehören die Krankenhausreformgesetze, die auf eine Neuordnung der Krankenhauslandschaft abzielen, um stationäre Überkapazitäten abzubauen und die Qualität zu steigern.
Während das Krankenhaustransparenzgesetz bereits in der Versorgung angekommen ist – wobei das sichtbare Resultat dieses Gesetzes, das Transparenzportal, sich als weitgehend ineffektiv erwiesen hat – ist das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) zwar vom Parlament verabschiedet, noch aber, zum Zeitpunkt als dieser Bericht entsteht, Gegenstand einer Bund-Länder-Kontroverse im Bundesrat. Es ist dennoch mehr als wahrscheinlich, dass die Leistungsgruppen, die in NRW mit Stichtag zum 01. Januar 2025 eingeführt werden, auch bundesweit kommen. Der Zeitplan der Regierung sieht dies zum 31. März 2025 vor. Die Qualitätskriterien für die 65 Leistungsgruppen sollen in einer Rechtsverordnung festgelegt und ebenfalls bis zum 31. März 2025 erlassen werden. Für das Bundesland Nordrhein-Westfalen sind zunächst Übergangsregelungen vorgesehen, bevor die Kriterien und damit auch die Einführung der Vorhaltefinanzierung bundesweit zum 01. Januar 2027 in Kraft treten.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Qualitätskriterien aus NRW auch bundesweit übernommen werden. Aus NRW wissen wir jedoch, dass für die komplexe Gastroenterologie keine gesonderte Bedarfsberechnung erfolgt ist und praktisch alle antragstellenden Krankenhäuser, die die Mindestkriterien erfüllen, eine Zuweisung dieser Leistungsgruppe erhalten. Allerdings dienen die auf Bundesebene eingeführten Leistungsgruppen eben nicht nur zur Planung von Fachbereichen in Kliniken und Regionen, sondern insbesondere auch zur Abrechnung und als Mittel zur Berechnung der Vorhaltefinanzierung. Und hier ist nach unserer Einschätzung die NRW-Definition für die Gastroenterologie nicht zielführend, da sie zum Beispiel die ERCP nicht enthält. Unsere Kommission Medizinische Klassifikation und Gesundheitsökonomie und die Kommission Qualität, die Ludger Leifeld leitet, kämpfen auf verschiedenen Ebenen darum, dass die Qualitätskriterien für die komplexe Gastroenterologie angepasst und zumindest die ERCP dem Fachgebiet eindeutig zugeschrieben wird.[1] Entscheidend für die Fallzuordnung zur Leistungsgruppe ist der Grouper, der vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) entwickelt wird, und der die Behandlungsfälle eindeutig einer Leistungsgruppe zuordnet, in der dann die Abrechnung des Falls erfolgt. Um die Komplexität und Streitbarkeit dieses Vorhabens zu verdeutlichen, möchte ich an dieser Stelle Herrn Dr. Heimig, den Leiter des Institutes für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK), zitieren mit den Worten: „Wir werden einen Grouper entwickeln, und er wird zerrissen werden“.[2] Aus unserer Kommission heraus hatten wir dem InEK als erste Fachgesellschaft einen detaillierten Vorschlag zur Grouper-Definition übergeben. Noch ist der vom InEK gebaute Grouper aber nicht öffentlich.
Im Bereich der Ambulantisierung und sektorenübergreifenden Versorgung wurden mit den §§115g und 115h, 115e und 115f SGB V ebenfalls neue Gesetze eingeführt. Wo stehen wir da? Für die spezielle sektorengleiche Vergütung (§115f, Hybrid DRG) konnten wir durch unsere Stellungnahmen erreichen, dass der EUS mit Punktion, die ERCP und die ESWL von Pankreas und Gallenwegen in den Katalog der Hybrid-DRG aufgenommen wurden. Gleichzeitig arbeiten wir daran, dass die Preise für die Hybrid DRG auf Basis von realen Kostendaten berechnet werden. Grundlage hierfür ist unser DRG-Projekt, das wir mit der Unterstützung von inspiring health seit vielen Jahren durchführen.[3] Die bereits 2023 eingeführte tagesstationäre Behandlung (§115e) ist bisher kaum angenommen worden. Nach Daten des Evaluationsberichtes der Spitzenverbände vom 03.07.2024 wurden deutschlandweit in 2023 nur knapp 800 Fälle tagesstationär behandelt. Dabei waren 50% aller Fälle an lediglich fünf Krankenhausstandorten erbracht worden. Zwei weitere Paragrafen sind 2024 über das KHVVG vorgesehen worden: §115g sieht Regelungen zur Planung, Zulassung und Steuerung der sektorenübergreifenden Versorgung vor, insbesondere um das Zusammenspiel von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zu verbessern und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. §115h ist inzwischen wieder aus dem Gesetzesentwurf entfernt worden. Diese Vorhaben lassen ahnen, dass die großen Ziele der Bundesregierung – Entökonomisierung, Entbürokratisierung und Verbesserung der Behandlungsqualität – sich kaum alle realisieren werden lassen, und dass insbesondere ein bürokratischer Mehraufwand – etwa in der Gestaltung der Krankenhausvergütung, aber auch in den Ambulantisierungs-Themen, sicher erwartet werden kann. Kaum nachvollziehbar ist beispielsweise, wenn Abrechnungsmodalitäten für ambulante Leistungen parallel im AOP-Katalog und dem Katalog der Hybrid-DRG fortgeführt werden. Die Leistungen, die nun in die Hybrid DRG überführt wurden (EUS – Punktion, ERCP, ESWL), müssen aus dem AOP-Katalog entfallen, um nicht ein anhaltendes Streitpotenzial mit Kostenträgern erwarten zu müssen.
Fest steht, dass die Reformen das Fachgebiet der Gastroenterologie auf verschiedenen Ebenen treffen. Die Versorgungsstrukturen werden durch die Krankenhausreform beeinflusst, da auch spezialisierte Abteilungen wie die Gastroenterologie im Rahmen der Umstrukturierung neu organisiert werden müssen. Zudem könnten Änderungen in der Vergütungssystematik direkte Auswirkungen auf die Vergütung gastroenterologischer Leistungen haben. Es bleibt aber unklar, wie weit die Reformen in der laufenden Legislaturperiode noch vorangetrieben werden können, da politische und finanzielle Hürden den Prozess verzögern.
Am 29. Januar 2025 werden wir mit dem DGVS & DGfM Forum Gesundheitsökonomie in das Jahr starten und versuchen, Klärung in die großen Themen der Strukturreform zu bringen. Über die DGVS Webseite können Sie sich für das Forum, welches online stattfindet, anmelden.
Zusätzlich zu den oben genannten Aktivitäten hat die Kommission Medizinische Klassifikation und Gesundheitsökonomie ihre kontinuierliche Arbeit zur Verbesserung der Abbildung gastroenterologischer Leistungen fortgeführt. Die DGVS hat sich mit 15 Anträgen in das DRG-Vorschlagsverfahren und mit 7 Anträgen zu OPS/ICD-Änderungen in das Vorschlagsverfahren 2024 für 2025 eingebracht. Die AG NUB hat 20 Formulierungsvorschläge für Anträge online gestellt. Wir verzeichnen dank der herausragenden Qualität der eingereichten Anträge nach wie vor eine sehr hohe Erfolgsquote. Die Federführung bei der Erstellung des Kodierleitfadens hat im letzten Jahr Alexandra Schmidt übernommen, die diese Aufgabe hervorragend gemeistert hat. An dieser Stelle möchte ich Bora Akoglu danken, der diese Aufgabe viele Jahre ausgezeichnet ausgefüllt hat. Die Arbeiten zu einer Aktualisierung für 2025 sind bereits wieder im vollen Gang.
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) haben wir als DGVS intensiv an den Diskussionen zur Krankenhausstrukturreform mitgewirkt. Mit hoher Motivation werde ich mich in meiner Aufgabe als Vorstand für Gesundheitsökonomie weiterhin intensiv in die Gestaltung der Reformen einbringen. Den engen Austausch mit Entscheidungsträgern im InEK, im BMG und auf politischer Ebene werden wir fortsetzen.
Der erhebliche Workload ist nur mit der tatkräftigen und enthusiastischen Unterstützung aller Kommissionsmitglieder zu bewältigen. Hierfür meinen herzlichen Dank an alle, die tatkräftig mitwirken! Ganz besonders danke ich den Vertreterinnen und Vertretern der AUG, des bng und der ALGK für den unermüdlichen und konstruktiven Austausch im vergangenen Jahr, der sehr bereichernd war.
Die enge Zusammenarbeit aller Gastroenterologinnen und Gastroenterologen ist entscheidend, um politischen Einfluss auf die Reformen nehmen zu können. Um fundiert argumentieren zu können, spielt das DRG-Projekt eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung einer kostendeckenden Finanzierung in den Krankenhäusern. Derzeit liefern 39 Krankenhäuser Daten zum DRG-Projekt und es ist von immenser Bedeutung, diese Zahl weiter zu steigern. Fühlen Sie sich angesprochen und helfen Sie mit, die Zukunft der Gastroenterologie aktiv mitzugestalten!
Ihr
Jörg Albert
DGVS Vorstand Gesundheitsökonomie
[1] Leifeld et al. Einfluss der Spezialisierung auf primäre Erfolgs- sowie Komplikationsrate bei der ERCP. Vorschlag zur Verbesserung der Qualität der ERCP Z Gastroenterol 2024; 62(08): 1224-1228.
[2] https://www.bibliomedmanager.de/news/heimig-wir-werden-einen-grouper-vorlegen-und-der-wird-zerissen
[3] Rathmayer et al. Auswirkungsanalyse einer neuen, sektorenübergreifenden Erbringung bisher stationärer endoskopischer gastroenterologischer Leistungen entsprechend § 115f SGB V (Hybrid-DRG): Zuordnungsmatrix und Kostenanalyse. Z Gastroenterol 2024; 62(05): 705-722.
Prof. Dr. med. Birgit Terjung, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit
Mit Freude blicke ich auf unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im letzten Jahr zurück. 2024 veröffentlichten wir 13 Pressemitteilungen, dabei war es mir ein besonderes Anliegen, die Vielfalt der Gastroenterologie abzubilden. Unser Themenspektrum reichte von „Mikrobiom und Mikroplastik“ über die „Abnehmspritze“ und „Neue Erkenntnisse zu CED und Leberfibrose“ bis zu berufspolitischer Kritik unter dem Titel „DGVS warnt vor der Zerschlagung funktionierender Versorgungsstrukturen durch die Krankenhausreform“. Pressemitteilungen zum Darmmikrobiom, „Laktose- und glutenfreie Ernährung – gut für alle?“ und „Lebensmittelinfektionen durch das Hotelbuffet“ haben sich als reichweitenstärkste erwiesen. Gerade durch das Aufgreifen der Themen, die unmittelbar unsere Patienten betreffen, findet die DGVS auch in berufspolitischen und gesundheitspolitischen Debatten Gehör.
Die Pressemitteilungen der DGVS fanden in verschiedenen renommierten Medien ein breites Echo. Im Printbereich wurden sie unter anderem in der Apotheken Umschau, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und der Berliner Zeitung aufgegriffen. Auch im Fernsehen konnten wir durch Berichterstattungen bei NDR Visite und ARD Live nach 9 eine breite Öffentlichkeit erreichen. Darüber hinaus berichteten Hörfunksender wie der Deutschlandfunk und der RBB über unsere Themen. Besonders erfreulich ist auch die Resonanz bei Nachrichtenagenturen, wobei unsere Mitteilungen mehrfach von der DPA sowie von der APA verbreitet wurden.
Mit unserer Jahrespressekonferenz unter dem Titel „300.000 Patienten mit Krebs der Verdauungsorgane: Was die Gastroenterologie für sie leisten kann!“ haben wir den Fokus auf die viszerale Onkologie gelegt und deutlich gemacht, dass die Gastroenterologie mit ihrer Expertise in der Präventionsmedizin, Präzisionsmedizin und in endoskopischen Verfahren einen integralen Bestandteil der Versorgung darstellt. Auch Themen, die mir sehr am Herzen liegen wie „Warum erkranken immer jüngere Patienten“ oder „Woran scheitert die Krebsprävention in Deutschland“, haben wir hier platziert.
Mit diesen Aktivitäten gelingt es uns, große und konstante Reichweiten zu erzielen. Im letzten Jahr haben wir bei den Printmedien erneut eine Reichweite von 142 Millionen potenzieller Leserinnen und Lesern erreicht und auch online setzt sich mit 540 Millionen „Page Visits“ ein positiver Trend fort. Dass wir von der Presse wahrgenommen werden, zeigen die mehr als 50 journalistischen Anfragen, die wir beantworten durften. Die kontinuierliche Kontaktpflege zu Journalisteninnen und Journalisten der Fach- und Publikumsmedien, zu der auch unser monatlicher Pressenewsletter gehört, und eine täglich besetzte Pressestelle, die Presse- und Interviewanfragen koordiniert, tragen dazu bei, die Pressearbeit aktiv und lebendig zu gestalten.
Unser Podcast Gastro Geplauder hat sich weiterentwickelt. Wir freuen uns über fast 250.000 Streams und 6.500 Abonnenten. Unser diesjähriger Weihnachtspodcast wird die 111te Folge sein. Die Themenvielfalt ist weiter gereift, auch dank des Inputs unserer Hörerinnen und Hörer. Neben aktuellen Studien und Leitlinien hat sich auch die Serie Gegen das Vergessen inzwischen fest etabliert.
Neu hingegen sind unsere Aktivitäten bei LinkedIn und ich lade Sie herzlich ein, uns auch hier zu folgen und dazu beizutragen, unsere Themen auch über die Fachgesellschaft hinaus zugänglich zu machen (#dgvs, #GesundheitdurchGastroenterologie). Wir sind hier seit Januar vertreten, freuen uns über mehr als 1.300 Follower und 140.000 Impressionen. Auf dieser Plattform sehen wir mehr als auf jeder anderen die Möglichkeit, uns unmittelbar mit Ihren Kommentaren auseinanderzusetzen und unsere Communitiy noch besser miteinander zu vernetzen.
Gastroenterologie ist im Wandel. Eines meiner Herzensthemen ist, dass wir verstärkt den Fokus auf die Ernährungsmedizin legen müssen, da sie einen zentralen Bestandteil der zukünftigen Versorgung darstellt. Um diesen Wandel aktiv zu gestalten, verfolgen wir mit der Task Force Ernährungsmedizin klare Ziele:
- Nachwuchs für das Fach gewinnen,
- die Weiterbildungsbefugnis langfristig sichern,
- „Best Practice“-Beispiele etablieren und
- das Wissen in diesem Bereich kontinuierlich verbessern.
Um diese Ziele zu erreichen, haben wir bereits wichtige Schritte unternommen. So fand 2023 ein Workshop zur Ernährungsmedizin statt, 2024 waren wir sichtbarer Kooperationspartner der Malnutrition Awareness Week und für 2025 bereiten wir ein Schwerpunktheft zur Ernährungsmedizin vor. Diese Aktivitäten helfen uns dabei, die Bedeutung der Ernährungsmedizin in der Gastroenterologie zu stärken und weiter voranzutreiben.
Auch nach zwei Jahren im Amt begeistert es mich, mich in der Öffentlichkeit für unser Fachgebiet einzusetzen. Dank der großartigen Unterstützung zahlreicher Fachleute, die jederzeit kurzfristig für Presseanfragen zur Verfügung standen, konnten wir unsere Sichtbarkeit in den Medien weiter festigen und stärken. Der kontinuierliche und enge Austausch mit Journalistinnen und Journalisten hat sich als äußerst wertvoll erwiesen. Ein besonderer Dank gilt dem Thieme-Presseteam, insbesondere Frau Wetzstein, Herrn Mehdorn und Frau Döbler, aber auch der Geschäftsstelle der DGVS, deren professionelle Begleitung maßgeblich zu unserer Sichtbarkeit beigetragen hat.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihre Expertise und Ideen, sei es zur Verbesserung der Patientenversorgung oder im Bereich wissenschaftlicher Erkenntnisse, sind von unschätzbarem Wert, um unsere Themen weiter erfolgreich zu platzieren. Daher möchte ich Sie herzlich einladen, sich aktiv an unserer Pressearbeit zu beteiligen.
Ihre
Birgit Terjung
DGVS Vorstand Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Prof. Dr. med. Ulrike Denzer, Vorstand Leitlinien und Stellungnahmen
Die kontinuierliche Weiterentwicklung medizinischer Standards ist essenziell, um eine hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen. Dabei spielt die Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten eine zentrale Rolle. Für mich persönlich ist es inspirierend zu sehen, wie gemeinsames Engagement und Fachwissen dazu führen, dass sich die Versorgung stetig verbessert. Ein beeindruckendes Beispiel hierfür ist unsere Leitlinienarbeit, die maßgeblich zur Verbesserung der Versorgung und zur wissenschaftlichen Fundierung der gastroenterologischen Praxis beiträgt. Besonders bemerkenswert ist das Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft dazu beitragen, dass wir stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft bleiben. Ihr Einsatz ist unverzichtbar für den Erfolg dieser wichtigen Arbeit.
Im vergangenen Jahr haben wir uns das Ziel gesetzt, die Teilhabe an der Leitlinienarbeit transparenter und diverser zu gestalten. Ein wichtiger Schritt war die Verabschiedung eines Weißpapiers, das die Themen Gendergerechtigkeit und Nachwuchsförderung strukturell stärker berücksichtigt. Darüber hinaus haben wir das bereits bewährte Bewerbungsverfahren weiter ausgebaut und die Amtszeit der Koordinierenden auf zwei Amtsperioden begrenzt. Das vollständige Weißpapier ist auf der DGVS Webseite einsehbar. In diesem Zusammenhang freuen wir uns über folgende neue Koordinierenden-Teams:
- Prävention, Diagnostik und Behandlung von Gallensteinen: Torsten Beyna, Düsseldorf / Claus F. Eisenberger, Köln / Verena Keitel-Anselmino, Magdeburg:
- Ösophaguskarzinom: Rainer Porschen, Osterholz-Scharmbeck / Michael Quante, Freiburg:
- Hepatozelluläre und Biliäre Karzinome: Nisar Malek, Tübingen / Jens Marquardt, Lübeck
- Pankreaskarzinom: Julia Mayerle, München / Thomas Seufferlein, Ulm
- Colitis ulcerosa: Irina Blumenstein, Frankfurt am Main / Torsten Kucharzik, Lüneburg
Die Routinearbeit der kontinuierlichen Leitlinienaktualisierung und insbesondere die englischen Übersetzungen wichtiger Leitlinien haben wir auch 2024 erfolgreich gemeistert.
Abgeschlossene Aktualisierungen:
- Gastrointestinale Infektionen
- Colitis ulcerosa
- Morbus Crohn
- Lebertransplantation
- Ösophaguskarzinom
- HCC und biliäre Karzinome
- Pankreaskarzinom
- Qualitätsanforderungen in der Endoskopie
- Autoimmune Lebererkrankungen
- Magenkarzinom
Englische Übersetzungen:
- Metabolische Lebererkrankungen
- Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis
- Sedierung in der gastrointestinalen Endoskopie
- Ösophaguskarzinom
Neben dem bereits vom Innovationsfonds geförderten Leitlinienprojekt „Seltene Lebererkrankungen“ haben wir aktuell auch einen Antrag auf Förderung der Leitlinie „Gallensteine unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte“ gestellt und hoffen, mit einer Bewilligung wichtige Ressourcen für die Evidenzgenerierung zur Verfügung zu bekommen.
Herausheben möchte ich noch die Leitlinie Qualitätsanforderungen in der Endoskopie, die für die Gastroenterologie eine wichtige Referenz darstellen soll, um sowohl bei den anstehenden Reformen als auch in klinikinternen Diskussionen eine Grundlage zu haben, um Struktur- und Prozessqualität in der gastroenterologischen Endoskopie zu erhalten und einzufordern. Die Leitlinie wird in Kürze in übersichtlichen Kapiteln zu Strukturvoraussetzungen (apparativ, räumlich und personell) und Hygiene, Periinterventionelles Management / Team Time out / Endoskopie in der Schwangerschaft, ÖGD und enterale Endoskopie mit Interventionen / Kapselendoskopie, Koloskopie und Standards für frühe Neoplasien im oberen und unteren Gastrointestinaltrakt sowie ERCP / (interventionelle) Endosonografie / PTCD / Laparoskopie erscheinen.
Die Vorstellung neuer Leitlinien im DGVS eigenen Podcast Gastro Geplauder haben wir ebenso fortgesetzt wie die Verbreitung neuer Empfehlungen über das Amboss Leitlinien Telegramm. Auch die DGVS Leitlinien Akademie, mit der wir unseren wissenschaftlichen Nachwuchs für die Leitlinienarbeit begeistern und methodisch vorbereiten wollen, haben wir verstetigt. Im Mai 2024 trafen sich 25 junge Kolleginnen und Kollegen aus fast allen Bundesländern und Universitätskliniken Deutschlands. Viele der Akademieabsolvierenden der letzten Jahre sind bereits fest in die Leitlinienarbeit integriert.
Um bestehende Versorgungstrukturen an die wissenschaftlichen Erkenntnisse unseres Fachgebietes anzupassen, setzen wir uns nach wie vor über Stellungnahmen für die Gastroenterologie ein. Im Jahr 2024 haben wir mehr als 40 Stellungnahmen mit der Unterstützung unserer Expertinnen und Experten formuliert. Darunter fielen zum Beispiel 11 Verfahren zur frühen Nutzenbewertung. Dazu kamen 17 Beratungsverfahren des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zur Vergleichstherapie und 3 Richtlinienverfahren, zuletzt das Verfahren zur Einführung eines Screenings auf familiären Darmkrebs, das noch nicht abgeschlossen ist.
Die Unterstützung der Koordinierenden und Leitlinienmitarbeitenden durch das Leitlinienteam in der Geschäftsstelle, bestehend aus Pia Lorenz, Lars Klug und Nadine Fischer und unter der Leitung unserer Geschäftsführerin Petra Lynen, ist essenziell, um die Leitlinienarbeit trotz der steigenden Anforderungen erfolgreich bewältigen zu können. Dennoch stoßen insbesondere unsere klinisch tätigen Expertinnen und Experten, die für die wissenschaftlichen und medizinischen Inhalte unserer Leitlinien verantwortlich sind, zunehmend an die Grenzen ihrer Ressourcen. Gemeinsam stehen wir daher im Austausch mit der AWMF und dem Onkologischen Leitlinienprogramm, um eine Leitlinienmethodik 2.0 einzufordern. Dabei möchten wir erreichen, dass wir die vorhandenen Ressourcen prioritär dafür einsetzen, essenzielle neue Evidenz in die Leitlinien einfließen zu lassen und uns auf akute, versorgungsrelevante Themen zu fokussieren. Die Integration von mehr Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz wird und kann diesen Prozess beschleunigen.
Ohne Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Sie sich trotz des hohen Aufwandes kontinuierlich einbringen, wäre das exzellente und beispielhafte Niveau unserer Leitlinien, das weit über den deutschsprachigen Raum als solches wahrgenommen wird, nicht denkbar. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken.
Ihre
Ulrike Denzer
DGVS Vorstand Leitlinien und Stellungnahmen
Dr. med. Peter Buggisch, Vorstand Fort- und Weiterbildung
Das vielfältige Fortbildungsprogramm der DGVS war auch im Jahr 2024 sehr gefragt und stieß bei den über 1.200 Teilnehmenden auf großes Interesse.
Ein besonderer und herzlicher Dank gilt den wissenschaftlichen Leitungen und allen Referierenden, die mit ihrem unermüdlichen Engagement und ihrer herausragenden Expertise das DGVS Fortbildungsprogramm gestalten. Ihr Einsatz ist von unschätzbarem Wert und verdient höchste Anerkennung. Eine Übersicht der Mitglieder der DGVS Teaching Faculty finden Sie sowohl in dieser Ausgabe der Zeitschrift für Gastroenterologie als auch auf der DGVS Webseite.
Als eine wichtige Aufgabe der Weiterbildungskommission sehe ich es, Hürden in der Facharztweiterbildung Gastroenterologie zu identifizieren und gegebenenfalls abzubauen, um Ihnen den Zugang zu Wissen und Kompetenzen zu erleichtern und so die Zukunft unseres Fachgebietes nachhaltig zu sichern. Wir haben uns unter anderem mit der Frage beschäftigt, ob ein Wechsel der Landesärztekammern im Zusammenhang mit der Facharztanerkennung Hindernisse beinhaltet. Hierzu haben wir sowohl Weiterzubildende als auch Weiterbildende unserer Fachgesellschaft befragt. Variierende Weiterbildungsinhalte, lange Bearbeitungszeiten und unterschiedliche Anforderungen an die Zeugnisformulierung wurden als Hindernis beschrieben, während die Unterschiede in den Richtzahlen eine eher untergeordnete Rolle spielten. Das elektronische Logbuch, das diese Hindernisse ursprünglich auflösen sollte, wird aufgrund eines kaum praktikablen Zeitaufwandes dabei nur begrenzt genutzt. Die Kommission wird sich über die Vertreterinnen und Vertreter der Gastroenterologie bei den Landesärztekammern für eine Vereinfachung der Anerkennung einsetzen.
Kernthema der Arbeit in der Weiterbildungskommission ist nach wie vor die Umstrukturierung des Gesundheitswesens, in der das Thema Weiterbildung bisher nahezu vollkommen ausgeblendet wird. Und dies, obwohl viele Fachgesellschaften unter anderem auch unter dem Dach der DGIM und der AWMF kontinuierlich vor den drohenden Konsequenzen warnen. Es ist davon auszugehen, dass durch die zunehmende Spezialisierung und Ambulantisierung viele Weiterbildungsstätten wegfallen werden, ohne dass bisher eine Folgenabschätzung vorgenommen wurde. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat das Problem nun endlich erkannt und thematisiert. Eine Lösung scheint jedoch ohne ausreichende Finanzierung der Weiterbildung und ohne Anpassung der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) an die sich verändernden Strukturen kaum möglich.
Die Gastroenterologie muss und wird sich aktiv in den Diskurs einbringen und klare Antworten auf zentrale Fragen entwickeln: Welche Kernthemen müssen im Rahmen der Facharztausbildung unbedingt vermittelt werden? Wie können wir eine komplexe Ausbildung, beispielsweise in der ERCP, auch in Zukunft sicherstellen? Wollen wir als Spezialisten agieren, die auch eine sichtbare Rolle in den ökonomischen Strukturen des Gesundheitssystems einnehmen, oder als Generalisten mit einem breiten Versorgungsauftrag? Diese Fragen sind entscheidend, um die Zukunft unseres Fachs zu gestalten. Es ist unerlässlich, dass die Gastroenterologie aktiv an der Neugestaltung der Weiterbildungsstrukturen teilnimmt, um die Qualität der Facharztausbildung auch unter den veränderten Bedingungen des Gesundheitswesens langfristig zu sichern.
Ich freue mich sehr, dass unsere JUGA zu diesem Thema bereits sehr aktiv ist und sich mit eigenen Umfragen vielfältig in die Diskussion einbringt. Unser Nachwuchs muss fester Teil dieses Prozesses sein. Doch auch wir alle vor Ort können uns über die Landesärztekammer für die Weiterbildung organisieren und zum Beispiel notwendige Anpassungen der Weiterbildungsbefugnis zum Thema machen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte Sie an dieser Stelle herzlich einladen, an diesem Diskurs teilzunehmen, Ihre Ideen und Konzepte einzubringen und sich über die Gremien der DGVS aktiv zu beteiligen.
Ihr
Peter Buggisch
DGVS Vorstand Fort- und Weiterbildung