Die JUGA auf dem „24. Gesprächsforum Gastroenterologische Praxis 2024“
Auf der Tagung des Berufsverbandes der Niedergelassenen Gastroenterologen (bng) vom 19. bis 20. April in Nürnberg durften wir uns erneut als JUGA am Programm beteiligen und gestalteten eine Session zur Betreuung von CED-Patientinnen und Patienten. Herzlich begrüßt wurden wir vom Vorstand des bng durch Dr. Ulrich Tappe (Hamm) sowie durch den regionalen Vorsitzenden Prof. Dr. Michael Farnbacher (Erlangen). Besonders weil eine eingangs gezeigte Statistik aus Bayern einen deutlichen Bedarf an Nachwuchsgastroenterologen und v.a. Gastroenterologinnen zeigte – 59% der Gastroenterologen in Bayern sind derzeit 55 Jahre oder älter, und gerade einmal 17% sind Frauen – freuten wir uns besonders über die Einladung zur Mitgestaltung. Den Vorsitz unserer Session teilten sich Frau Dr. Ellen Nötzel (Potsdam, bng) und Dr. Simon Weidlich (TU München, JUGA).
Den Beginn der Session machte Dr. Elisabeth Blüthner (Charité, Berlin) zum Thema „Wenn die CED zum Darmversagen führt – Therapiemöglichkeiten und ambulante Versorgung“. Sie leitet die Kurzdarmsprechstunde am Campus Berlin Mitte und verschaffte uns einen Überblick über dieses Krankheitsbild mit steigender Inzidenz, mit dem viele von uns nur wenig Berührungspunkte haben. Sie erklärte Pathophysiologie und Therapiemöglichkeiten anschaulich, wobei orale Autonomie und Lebensqualität verbessert und die Komplikationsrate gesenkt werden sollen. Die Therapie fußt auf den Säulen der Ernährungstherapie, der medikamentösen sowie der chirurgischen Therapie (d.h. einer Dünndarmtransplantation) und der Adaptation. Zuletzt stehen auch neuere Therapiekonzepte wie GLP-2 Analoga zur Verfügung. Wenngleich die Mitbetreuung durch erfahrene Schwerpunktzentren sinnvoll ist, betonte die Referentin aufgrund der steigenden Zahlen durch bessere Lebenserwartung die Notwendigkeit zur vermehrten Zusammenarbeit mit den Niedergelassenen.
Miriam Bittel (Bamberg) zeigte die vielfältigen Möglichkeiten der Komplementärmedizin in der CED anhand der zuletzt aktualisierten DGVS-Leitlinie Colitis ulcerosa auf. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, wo viel Expertise auf diesem Gebiet vorhanden ist. Die hohe Zahl (mindestens 50%) der an einer CED-Erkrankten, die komplementäre Methoden anwenden, teils auch ohne dies den Behandlern zu kommunizieren, zeigt die Notwendigkeit, sich auch ärztlicherseits mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Betont wurde die Notwendigkeit einer Bewertung durch evidenzbasierte Studien. Von Nutzen kann eine Integration dieser Verfahren (z.B. gewisse Phytotherapeutika, achtsamkeitsbasierte Verfahren, u.a.) in die konventionelle Therapie sein.
An dritter Stelle referierte Dr. Karima Farrag (Universitätsklinikum Frankfurt) zu „Mehr Lebensqualität für CED-Patienten! – Der Stellenwert von sportmedizinischen und sonstigen psychogastroenterologischen Interventionen“. Ein Großteil der an einer CED-Erkrankten fühlen sich durch die CED in ihrer physischen Aktivität limitiert, meist emotional oder physisch verursacht durch Aktivität oder Folgezustände der Darmerkrankung. Patienten und Behandelnde befürchten häufig eine Verschlechterung der gastrointestinalen Symptomatik, zumal auch bei Gesunden intensive und langdauernde körperliche Belastung diverse gastrointestinale Beschwerden hervorrufen kann und einzelne CED-Patienten bei physischer Belastung vermehrt Symptome, wie Müdigkeit, Bauschmerzen und Stuhldrang, berichten. Dennoch weisen Studien daraufhin, dass sich regelmäßiger Sport positiv auf die Lebensqualität von CED-Patienten auswirkt.
Zuletzt gab der Gastroenterologe und Arbeitsmediziner Dr. Philip Ferstl (GanyMED, Dietzenbach) einen umfassenden Überblick über „CED-Patienten in der Arbeitswelt – was gilt es zu beachten?“. Neben den gastroenterologischen Spezialisten wurde ein Augenmerk auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Hausärzten und den Betriebsärzten gelegt, z.B. wenn es um die Feststellung der Einsatzfähigkeit geht. Rückfragen gab es zum Beantragen eines Grades der Behinderung und ob dieser für die CED-Patienten hinderlich oder förderlich ist, letztes bei der Einstellung und aus Gründen des Kündigungsschutzes. Hier ist ein sorgfältiges und abwägendes Gespräch mit den Patientinnen und Patienten von Nöten.
Wir freuten uns über eine rege Diskussion im Anschluss an die einzelnen Vorträge, danken dem bng herzlich für die Einladung und hoffen uns auch bei weiteren Veranstaltungen mitbeteiligen zu dürfen!
Beitrag von Simon Weidlich, München
Teilnehmende
Miriam Bittel, Bamberg; Elisabeth Blüthner, Berlin; Karima Farrag, Frankfurt; Simon Weidlich, München