Warum hast du dich entschlossen, die Weiterbildung Gastroenterologie in Deutschland zu machen?
Während meines Medizinstudiums an der Kairo Universität in Ägypten war es mein Ziel, eine qualifizierte Facharztausbildung zu absolvieren. Neben den USA und Großbritannien war Deutschland eines der führenden Länder, das zahlreiche Möglichkeiten in der medizinischen Weiterbildung bietet. Besonders der große Bedarf an Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt und die relativ unkomplizierte Visabeschaffung haben mich überzeugt, mich für Deutschland zu entscheiden. Im Vergleich zu den anderen beiden Ländern habe ich die vielfältigen Chancen in Deutschland als besonders attraktiv empfunden.
Vor welche Herausforderungen wurdest du gestellt, z.B. in Hinblick auf Approbation, Bewerbung, Karrierechancen und wie hast du sie überwunden?
„In Deutschland gibt es für ausländische Ärztinnen und Ärzte nach wie vor viele Herausforderungen – und das war auch bei mir der Fall.
Das Approbationsverfahren war kompliziert. Obwohl in vielen Bundesländern ein Antrag auf Gleichwertigkeit ausreichend gewesen wäre, musste ich in Schleswig- Holstein eine Gleichwertigkeitsprüfung ablegen. Bis heute – nach über elf Jahren in Deutschland – kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum es in jedem der 16 Bundesländer unterschiedliche Regelungen und Einschätzungen dazu gibt.
Die Bewerbungsphase war ebenfalls schwierig. Viele Chefärzte sind sehr zögerlich, ausländische Kolleginnen und Kollegen einzustellen – oft aus Unsicherheit oder mangelnder Erfahrung im Umgang mit internationalen Fachkräften. Umso dankbarer bin ich bis heute, dass ich Dr. Hartmut Niefer als Chefarzt kennenlernen durfte. Er hat mir die Chance gegeben, meine erste Stelle zu beginnen, und mich in den ersten zwei Jahren intensiv betreut und unterstützt. Diese Förderung war für meinen weiteren Weg entscheidend.“

Der Weg nach Deutschland war nicht einfach – aber mit Geduld, Unterstützung und Durchhaltevermögen konnte ich ankommen. Sprache, Integration und echte Chancen sind der Schlüssel zum Erfolg für internationale Ärztinnen und Ärzte.
Wie wurdest du bei deiner klinischen Arbeit unterstützt? Welche gezielte Unterstützung hältst du für elementar?
Was mir besonders geholfen hat, war die geduldige und kollegiale Unterstützung meiner Mitstreiter, insbesondere im Bereich der deutschen Sprache. Sie haben mir nicht nur medizinisch, sondern auch sprachlich und kulturell den Einstieg erleichtert. Aus heutiger Sicht halte ich genau diese gezielte Unterstützung – eine Kombination aus fachlicher Begleitung und sprachlich-kultureller Integration – für elementar, damit internationale Ärztinnen und Ärzte erfolgreich in den klinischen Alltag finden können.“
Was würdest du Kolleg*innen aus dem Ausland , die in Deutschland in der Gastroenterologie arbeiten wollen empfehlen? Worauf sollten sie achten?
Deutschland zählt nach wie vor zu den führenden Ländern im Bereich der Gastroenterologie. Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland würde ich raten, sich intensiv mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen – sie ist der Schlüssel zum beruflichen und sozialen Ankommen. Ebenso wichtig ist es, sich klare berufliche Ziele zu setzen und diese konsequent zu verfolgen. Auch wenn der Weg mit vielen Herausforderungen verbunden ist, sollte man nicht aufgeben.
Durchhaltevermögen, Lernbereitschaft und Offenheit sind entscheidend, um langfristig erfolgreich und zufrieden in Deutschland arbeiten zu können.
Planst du nach der Weiterbildung längerfristig in Deutschland zu bleiben, wirst du in deine Heimat zurückkehren oder geht es in ein anderes Land? Was bewegt dich zu dieser Entscheidung und hat sich dein Plan über die Zeit verändert?
Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die ich selbst keine endgültige Antwort habe – denn meine Haltung dazu ändert sich mit der Zeit. Es gibt Tage, an denen ich mich in Deutschland willkommen und gut integriert fühle – und an solchen Tagen kann ich mir gut vorstellen, langfristig hier zu bleiben. Aber es gibt auch andere Tage, an denen ich Diskriminierung oder Rassismus erfahre, was meine Entscheidung dann wieder in Frage stellt.
Meine Zukunftsplanung hängt daher stark von verschiedenen Faktoren ab: der medizinischen Weiterentwicklung, den beruflichen Perspektiven, aber eben auch davon, wie sich gesellschaftliche Themen wie Integration, Gleichberechtigung und Offenheit weiterentwickeln. Ein endgültiger Entschluss steht noch aus – und wird sicher auch von zukünftigen Erfahrungen geprägt sein.