Die Präsidenten von 1914 bis 2014
Die DGVS möchte die Erinnerung an diejenigen, die unsere Fachgesellschafz in 100 Jahren geprägt und geleitet haben, wachhalten und ihnen auf diese Weise für ihr großes Engagement um die DGVS danken. Mögen sie nachfolgenden Generationen ein Vorbild sein.
10. Tagung
Budapest, 6. – 8. Oktober 1930

Alexander (Sandor) von Korányi
Budapest
* 1866 in Pest
† 1944 in Budapest
Vita
Alexander von Korányi stammte aus einer ungarisch-jüdischen Familie. Nach dem Medizinstudium in Budapest, in dem er sich besonders in der Pathologie fortbildete, war er in Strassburg bei den Physiologen Friedrich L. Goltz und Ernst F. Hoppe-Seyler tätig und arbeitete dort mit dem später in den USA lebenden Deutsch-Amerikaner Jacques Loeb zusammen, der den physikalisch-chemischen Forschungsschwerpunkt innerhalb des Fachgebietes Physiologie vertrat. Zudem hospitierte Korányi bei Jean M. Charcot in Paris und befasste sich mit Themen der Nervenpathologie. Nach der klinischen Ausbildung in Ungarn und weiterer experimenteller Arbeit habilitierte er sich 1893 für experimentelle Pathologie und Therapie des Nervensystems. Nachdem er das Physiologische Institut der tierärztlichen Hochschule in seiner Heimatstadt geleitet hatte, erhielt Korányi 1909 eine ordentliche Professur und wurde Ärztlicher Direktor der III. Medizinischen Klinik der Pázmany-Peter-Universität Budapest.
Wissenschaftlicher Schwerpunkt
Für Korányi standen Fragen des physiologischen Fachgebietes im Vordergrund. Er wurde vor allem mit seinen Arbeiten zur Osmoregulation tierischer Flüssigkeiten bekannt. Er wandte bei seinen Stoffwechseluntersuchungen als einer der ersten physiko-chemische Methoden an; so führte er 1897 die Kryoskopie als erste Methode zur Prüfung der Nierenfunktion ein. Er hatte festgestellt, dass erkrankte Nieren nicht mehr in der Lage waren, einen konzentrierten Urin zu bilden. In der Gefrierpunktserniedrigung des Urins fand er einen Nierenfunktionsparameter. Der Begriff der Hyposthenurie geht auf Korányi zurück. Er beschrieb die Niereninsuffizienz als Folge einer Störung der Organfunktion und erarbeitete eine genauere Definition dieses Begriffes.
Entwicklung der Gesellschaft während der Präsidentschaft
Zum Zeitpunkt des Kongresses 1930 erreichte die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft mit 497 einen Höchststand. Aus Anlass der 10. Tagung wurde auf Vorschlag von Hermann Strauß ein einmaliger Preis von M. 1000.- aus dem Vermögen der Gesellschaft ausgelobt, der den Namen „Boas-Preis“ erhielt; das Thema lautete: „Die bakterielle und abakterielle Genese von Pankreaserkrankungen“. Zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft wurden der Tagungsvorsitzende v. Korányi sowie Knud Faber, Kopenhagen, Max Einhorn, New York, Abraham Hijmans van den Bergh, Utrecht und Elliot P. Joslin, Boston, gewählt.
Ausgewählte Publikationen
- Physiologische und klinische Untersuchungen über den osmotischen Druck thierischer Flüssigkeiten. Z klin Med 1897; 33: 1 – 54 und 1898; 34: 1 – 52.
- v. Korányi / Richter PF, Physikalische Chemie und Medizin. Ein Handbuch, 2 Bände, Leipzig 1907 u. 1908, ein Werk, für das Hermann Strauss den Beitrag über die Magen-Darm-Krankheiten verfasste.
- Krankheiten der Harnorgane. Leipzig 1918.
- Die Pathogenese der nephrotischen Wasserretention. Wien 1925.
- Vorlesungen über funktionelle Pathologie und Therapie der Nierenkrankheiten. Berlin 1929.