Die Präsidenten von 1914 bis 2014
Die DGVS möchte die Erinnerung an diejenigen, die unsere Fachgesellschafz in 100 Jahren geprägt und geleitet haben, wachhalten und ihnen auf diese Weise für ihr großes Engagement um die DGVS danken. Mögen sie nachfolgenden Generationen ein Vorbild sein.
12. Tagung
Wiesbaden, 12. – 13. April 1934

Carl Hegler
Hamburg
* 1878 in Stuttgart
† 1943 in Hamburg
Vita
Carl Hegler war seit 1902 Assistenzarzt im Institut für Pathologie der Universität Tübingen bei Paul von Baumgarten, der sich als Pathologe mit Fragen aus dem Gebiet der Bakteriologie beschäftigte. Seine internistische Ausbildung erhielt Hegler bei Friedrich von Müller in München. Später wechselte er an das Allgemeine Krankenhaus Hamburg-Eppendorf zu Hermann Lenhartz und Ludolph Brauer. 1919 erhielt Hegler an der neuen Medizinischen Fakultät der Hamburger Universität eine a.o. Professur. Im gleichen Jahr wurde er Leiter der II. Medizinischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg Hamburg und übernahm 1926 die Leitung der I. Medizinischen Klinik und die Ärztliche Direktion im AKH St. Georg. Hegler war seit 1. 5. 1933 Mitglied der NSDAP und aktiv im NSDÄB. Gegenüber den vertriebenen jüdischen Ärzten seiner Klinik soll sich Hegler kollegial verhalten haben. Dass das Reliefbild des jüdischen Pathologen Morris Simmonds für das AKH St.Georg bewahrt wurde, geht auf ihn zurück.
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Klinisch orientiert befasste sich Hegler als Internist mit Fragen der Bakteriologie. Während der Balkankriege 1912/13 kooperierte er zeitweise für Fleckfieber-Studien mit Stanislaus von Prowazek. Seine Arbeiten bezogen sich zudem auf den Morbus Bang, die Psittakose, die Leptospirose und die Landouzy Sepsis. Sein besonderes Interesse galt der klinischen Erprobung und Einführung der von Gerhard Domagk neu entdeckten Sulfonamide, vor allem bei der Pneumonie.
Entwicklung der Gesellschaft während der Präsidentschaft
Hegler übernahm nach dem erzwungenen Rücktritt von Hermann Strauß Ende April 1933 den Vorsitz der Gesellschaft. Die geplante 12. Tagung im September 1933 in Berlin fiel aus und wurde im April 1934 gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin durchgeführt. Heglers Präsidentschaft 1933/34 war mit tiefen Einschnitten für die Gesellschaft verbunden. Neben dem Vorstand hatte auch der 21-köpfige Ausschuss die Ämter niedergelegt. Während der Mitgliederversammlung 1934 wurde die Auflösung der Gesellschaft erörtert. Nach Plädoyers von Erich Grafe, Würzburg, und Julius Strasburger, Frankfurt, für den Fortbestand der eigenständigen Fachgesellschaft stellte Hegler gemäß des Protokolls fest: „Man wird also weiter bestehen bleiben. Nach dem Führerprinzip wählt er seinen Nachfolger selber und bestimmt zum Vorsitzenden der nächsten Tagung Bürger (Bonn)“. Mit der Wahrnehmung der Interessen der Gesellschaft betraute Hegler den bisherigen Generalsekretär Reinhard von den Velden.
Ausgewählte Publikationen
- Lehrbuch der Infektionskrankheiten für Ärzte und Studierende. Berlin 1924; es handelt sich um die von Hegler neu bearbeitete 2. Aufl. des Lehrbuches, das Georg Jochmann 1914 publiziert hatte.
- Praktikum der wichtigsten Infektionskrankheiten. Leipzig 1934, 2. Aufl. 1939.
- Domagk G / Hegler C. Chemotherapie bakterieller Infektionen. Leipzig 1940, 2. Aufl. 1942, 3. Aufl. 1944.