Die Präsidenten von 1914 bis 2014
Die DGVS möchte die Erinnerung an diejenigen, die unsere Fachgesellschafz in 100 Jahren geprägt und geleitet haben, wachhalten und ihnen auf diese Weise für ihr großes Engagement um die DGVS danken. Mögen sie nachfolgenden Generationen ein Vorbild sein.
14. Tagung
Stuttgart, 22. – 24. September 1938

Erich Grafe
Würzburg
* 1881 in Berlin
† 1958 in Florenz
Vita
Erich Grafe war nach dem Studium und einem ersten Volontariat in den Berliner Universitätsinstituten für Physiologie bei Hans Thierfelder und für Hygiene bei Max Rubner tätig. 1907 wechselte er an die Medizinische Klinik der Universität Heidelberg zu Ludolf von Krehl. Dort erfolgte 1910 die Habilitation. 1921 übernahm Grafe die Leitung der Rostocker Medizinischen Universitäts-Poliklinik. Von 1926 bis zum Juli 1945 war er Ordinarius für Innere Medizin und ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg. Grafe war seit 1933 Fördermitglied der SS, seit 1934 SA-Mitglied und wurde 1937 Mitglied der NSDAP. Wegen dieser Verbindungen wurde er von der amerikanischen Militärbehörde im Juli 1945 seines Amtes enthoben. Im Spruchkammerverfahren als „Mitläufer“ (Gruppe IV) eingestuft, erfolgte 1948 die Wiedereinsetzung in eine Planstelle der Universität Würzburg bei gleichzeitiger Pensionierung. Nach einem Rechtsstreit wurde Grafe 1953 der Status eines Emeritus zuerkannt. Er hatte nach 1946 die ärztliche Leitung einer Kurklinik übernommen und wurde 1954 zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gewählt.
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Geprägt durch Fragestellungen aus der Pathophysiologie beschäftigte sich Grafe mit Stoffwechselvorgängen unter verschiedenen Ernährungsbedingungen, z. B. im protrahierten Hungerzustand und bei körperlichen Anstrengungen. Das Stickstoffgleichgewicht, der Kohlenhydratstoffwechsel und Regulationsmechanismen einzelner Stoffwechselschritte standen im Mittelpunkt seiner experimentellen und klinischen Arbeiten. Ebenso wurden Fragen zur Wechselwirkung zwischen Hyperglykämie und Insulinproduktion sowie die Insulintherapie beim Coma diabeticum untersucht. Der Diabetes mellitus und die Diabetikerfürsorge standen im Zentrum seines Interesses.
Entwicklungen der Gesellschaft während der Präsidentschaft
Zum Zeitpunkt der Tagung 1938 war die Zahl der eingetragenen Mitglieder auf 215 zurückgegangen und hatte sich damit im Vergleich zu 1932 mehr als halbiert. Dem Vorstand der Gesellschaft gehörten 1938 neben Grafe Wilhelm Stepp, München, Wilhelm Falta, Wien und Friedrich Umber, Berlin an.
Während der Tagung wurde Hans Eppinger zum Vorsitzenden des geplanten Kongresses im Herbst 1939 gewählt. Dieser kam jedoch wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr zustande.
Ausgewählte Publikationen
- Die pathologische Physiologie des Gesamt- und Kraftstoffwechsels bei der Ernährung des Menschen. München 1923.
- Die Krankheiten des Stoffwechsels und ihre Behandlung. Berlin 1931. – 2. Aufl. unter dem Titel Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten und ihre Behandlung, Heidelberg – Berlin 1958.
- Diabetes mellitus, in Handbuch für Innere Medizin, 3. Aufl., 6. Band, 2. Teil , Hg. G. v. Bergmann, R. Staehelin, Berlin 1944.