Die Präsidenten von 1914 bis 2014
Die DGVS möchte die Erinnerung an diejenigen, die unsere Fachgesellschafz in 100 Jahren geprägt und geleitet haben, wachhalten und ihnen auf diese Weise für ihr großes Engagement um die DGVS danken. Mögen sie nachfolgenden Generationen ein Vorbild sein.
21. Tagung
Hamburg, 28. – 30. September 1961

Hans-Wilhelm Bansi
Hamburg
* 1899 in Metz
† 1982 in Hamburg
Vita
Hans-Wilhelm Bansi begann 1922 seine Ausbildung bei Wilhelm His Jr. in der I. Medizinischen Universitätsklinik der Charité. Geprägt wurde Bansi in Berlin durch den Stoffwechselforscher Adolf Magnus-Levy und durch den Endokrinologen Hermann Zondek, dem er 1927 als Oberarzt an das Städtische Krankenhaus am Urban folgte. 1929 wurde er an der Berliner Medizinischen Fakultät habilitiert. 1933 erlebte er Zondeks Entlassung aus dessen leitender Position aus rassischen Gründen. 1934 übernahm Bansi die Chefarztstelle der Abteilung für Innere Medizin am Erwin Liek Krankenhaus Reinickendorf. Im 2. Weltkrieg war Bansi Beratender Internist an der Ostfront; in dieser Funktion forderte er ein energisches Vorgehen gegenüber Magenkranken. Bansi war seit dem 1. Juli 1941 Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg war Bansi von 1947 bis 1967 Leiter der I. Medizinischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus Hamburg – St. Georg. Er gehörte seit 1950 dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg an. In den 1950er und 1960er Jahren war Bansi als Ernährungsforscher entscheidender Gutachter in der sozialmedizinischen Beurteilung der Kriegsversehrten und Kriegsheimkehrer. Sein Gutachten im Ermittlungsverfahren 1967 gegen den Arzt und „Ernährungsinspekteur der Waffen-SS“ Ernst Günther Schenck, der „Ernährungsversuche“ an ausgezehrten Häftlingen im KZ Mauthausen durchführte und bei denen viele Menschen starben, ist umstritten. Von 1950 bis 1957 war Bansi Schriftführer der DGVS.
Wissenschaftliche Schwerpunkte
Seine Hauptarbeitsgebiete beziehen sich auf die Stoffwechselforschung, die Endokrinologie und später die Ernährungsforschung. Bansi untersuchte den Morbus Basedow und dessen Auswirkungen auf die Kreislaufparameter. Nach 1945 beschäftigte er sich mit den Thyreostatika sowie mit der Radiojodtherapie und schuf im Krankenhaus St. Georg, Hamburg, ein Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen. Neben Studien zum Wasser- und Elektrolythaushalt und zum Aminosäurestoffwechsel trat nach 1945 zunehmend die Ernährungsforschung. Seine Studien an mangelernährten Kriegsheimkehrern einschließlich des Einsatzes von Hormonpräparaten, müssen hinterfragt werden, zumal Pathogenese und Behandlung unterernährter Patienten einschließlich des Hungeroedems bekannt waren.
Entwicklung der Gesellschaft während der Präsidentschaft
Wegen des Mauerbaues im August 1961 konnten die Gastroenterologen aus der DDR erstmals seit 1950 nicht an der Tagung teilnehmen. Hauptthemen des Kongresses bezogen sich auf angeborene Stoffwechselstörungen sowie auf Malabsorptions-Syndrome.
Ausgewählte Publikationen
- Die Kinetik der Peroxidasen. Klin Wochenschr 1924; 3: 927-928.
- Gemeinsam mit Gerhard Fuhrmann, Der Eiweißstoffwechsel bei Mangelernährung und im Wiederaufbau. Klin Wochenschr 1948; 26: 358-365.
- Das Hungerödem und andere alimentäre Mangelerkrankungen. Eine klinische und pathophysiologische Studie. Stuttgart 1949.
- Thyreotoxikose und antithyreoidale Substanzen. Stuttgart 1951.