Kodierleitfaden 2023
Die Kommission Medizinische Klassifikation und Gesundheitsökonomie der DGVS und die Inspiring Health GmbH haben den Kodierleitfaden aktualisiert, der den Kolleg*innen leicht verständliche Kodierhinweise für eine korrekte, spezifische und vollständige Kodierung von gastroenterologischen Patient*innen ermöglichen soll.
Die 16. Ausgabe des Kodierleitfadens Gastroenterologie erhielt ein umfangreiches Update und wurde auf die neuen Klassifikationssysteme (ICD-10-GM 2023 und OPS 2023) angepasst. Das Must Have für die Kodierung gastroenterologischer Fälle in der Klinik.
Bestellung
Der Kodierleitfaden 2023 kann im Buchhandel bestellt werden.
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Die Autor*innen
Wir danken den engagierten Autor*innen für den Kodierleitfaden 2023, die das Werk in diesem Jahr von Grund auf neu strukturiert haben.
- Dr. med. Bora Akoglu
- Prof. Dr. med. Jörg Albert
- Dr. med. Martin Braun
- Dr. med. Thorsten Brechmann
- Dr. med. Cornelie Haag
- Dr. med. Wolfgang Heinlein
- Dr. med. Alexandra Schmidt
- PD Dr. med. Tobias J. Weismüller
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Die wichtigsten Neuerungen
Änderungen im ICD-Verzeichnis
Hepatorenales Syndrom
Beim ICD-Kode K76.7 Hepatorenales Syndrom wurde der Hinweis „Benutze zusätzliche Schlüsselnummern, um die zugrunde liegenden Zustände anzugeben“ hinzugefügt.
Über diesen Weg kann nun auch ein hepatorenales Syndrom bei einer alkoholtoxischen Leberschädigung (K70.-) kodiert werden.
Pankreatitis
Der unspezifische ICD- Kode K86.1 Sonstige chronische Pankreatitis wurde gesplittet. Es stehen nun die zusätzlichen Kodes
K86.10 Autoimmunpankreatitis [AIP] und
K86.11 Hereditäre Pankreatitis
zur Verfügung.
Ösophagitis
Für die differenzierte Kodierung der Ösophagitis wurden neue Kodes und auch klarstellende Hinweise eingeführt.
Für die radiogene und die eosinophile Ösophagitis stehen nun folgende ICD-Schlüssel zur Verfügung:
K20.0 Eosinophile Ösophagitis
K20.1 Radiogene Ösophagitis
Durch Herausnahme des Begriffs „peptisch“ aus dem Inklusivum des bisherigen ICD-Kodes K20 und Erweiterung der Aufzählung beim ICD-Kode K21.0 um die „peptische Ösophagitis“ wurde klargestellt, dass die Kodierung dieser Erkrankung über den ICD
K21.0 Gastroösophageale Refluxkrankheit mit Ösophagitis
erfolgt.
Strahlenproktitis
Zur Klarstellung, dass eine Strahlenproktitis mit dem ICD-Kode
K62.7 Strahlenproktitis
zu kodieren ist, wurde ein entsprechendes Exklusivum zum ICD-Kode
T66 Nicht näher bezeichnete Schäden durch Strahlung
hinzugefügt.
Hydrothorax
Zur Abgrenzung der Kodierung eines Hydrothorax bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
J91* Pleuraerguss bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
wurde der erläuternde Text „Hydrothorax“ beim ICD-Kode
J94.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheitszustände der Pleura
um ein „ohne nähere Angaben“ erweitert.
Komplikationen nach medizinischen Eingriffen
Zur Kodierung von Komplikationen nach medizinischen Eingriffen erfolgten im ICD 2023 zwei Änderungen.
Zur Kodierung von Strikturen wurde ein neuer ICD-Kode etabliert
K91.84 Strikturen nach endoskopischen Eingriffen und Operationen am Verdauungstrakt
Die Kodierung von Insuffizienzen von Anastomosen und Nähten am Pankreas mit Beteiligung des Dünndarms sind mit dem ICD-Kode
K91.82 Insuffizienzen von Anastomosen und Nähten nach Operationen am Pankreas
zu verschlüsseln. Dies wurde durch die Hinzunahme eines entsprechenden Hinweises klargestellt.
Schweregrad der Hypoglykämie
Der Schweregrad einer Hypoglykämie und eine Hypoglykämiewahrnehmungsstörung bei Diabetes mellitus kann nun über einen Sekundärkode aus U69.7-! differenziert werden.
U69.70! Milde Hypoglykämie, als nicht rezidivierend bezeichnet {Die Person ist nicht auf Fremdhilfe angewiesen, Blutzucker von 60 mg/dl bzw. 3,3 mmol/l und weniger.}
U69.71! Milde Hypoglykämie, als rezidivierend bezeichnet {Die Person ist nicht auf Fremdhilfe angewiesen, Blutzucker von 60 mg/dl bzw. 3,3 mmol/l und weniger.}
U69.72! Schwere Hypoglykämie ohne Koma {Die Person ist auf Fremdhilfe angewiesen, Blutzucker von 60 mg/dl bzw. 3,3 mmol/l und weniger. Schwere Hypoglykämie ohne Koma (rezidivierend) (nicht rezidivierend)}
U69.73! Hypoglykämisches Koma bei Diabetes mellitus
U69.74! Hypoglykämiewahrnehmungsstörung bei Diabetes mellitus {Rezidivierend unbemerkte Hypoglykämien mit Blutzucker von 60 mg/dl bzw. 3,3 mmol/l und weniger.}
Auftreten einer Sepsis/septischen Schocks im zeitlichen Bezug zur KH-Aufnahme
Analog zur Pneumonie sind nun ICD- Sekundärkodes zur Differenzierung in „nosokomial“ und „nicht nosokomial“ für die Sepsis und den septischen Schock zu kodieren.
U69.80! Nicht-nosokomiale Sepsis {Sepsis, vor dem dritten Kalendertag der Krankenhausaufnahme auftretend}
U69.81! Nosokomiale Sepsis {Sepsis, ab dem dritten Kalendertag der Krankenhausaufnahme auftretend}
U69.82! Sepsis mit unklarem Zeitpunkt des Beginns mit Bezug zur Krankenhausaufnahme
U69.83! Nicht-nosokomialer septischer Schock {Septischer Schock, vor dem dritten Kalendertag der Krankenhausaufnahme auftretend}
U69.84! Nosokomialer septischer Schock {Septischer Schock, ab dem dritten Kalendertag der Krankenhausaufnahme auftretend}
U69.85! Septischer Schock mit unklarem Zeitpunkt des Beginns mit Bezug zur Krankenhausaufnahme
Änderungen im OPS-Verzeichnis
EUS-Chemozystablation
Für Patient*innen mit muzinösen neoplastischen Pankreaszysten von mindestens 2 cm Durchmesser, die inoperabel sind oder die eine Operation ablehnen, steht ein non-invasives Verfahren zur Verfügung. Bei diesem werden unter endosonographischer Kontrolle transgastral oder transduodenal die Pankreaszysten punktiert und eine Substanz injiziert.
Um dieses Verfahren spezifisch kodieren zu können, wurden folgende OPS-Kodes etabliert.
5-529.t Transgastrale Chemoablation einer neoplastischen Pankreaszyste
5-529.u Transduodenale Chemoablation einer neoplastischen Pankreaszyste
Perkutane endoskopische Nekrosektomie
Die perkutan-endoskopische Entfernung von Pankreasnekrosen ist ein interventionell endoskopisches Verfahren zur Behandlung von Nekrosen bei akuter nekrotisierender Pankreatitis. Es ähnelt dem Verfahren einer endoskopischen transgastralen/-duodenalen Entfernung von Pankreasnekrosen, für die bereits OPS-Kodes etabliert sind (5-529.p und 5-529.s). Allerdings erfolgt hierbei der Zugang nicht über eine Gastroduodenoskopie, sondern über einen perkutanen Zugang mittels Endoskop.
Bisher war diese Intervention nicht spezifisch kodierbar, ab dem ICD 2023 kann dies nun über diesen OPS-Kode erfolgen.
5-529.v Perkutan-endoskopische Entfernung von Pankreasnekrosen über Punktionskanal
Lokale Destruktion an der Leber
Im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung der Ablationstherapien in der Leber wurde nun auch die Kryoablation kodierbar gemacht.
5-501.b- Destruktion, lokal, durch Kryoablation
An der 6. Stelle wird der Zugang kodiert (0 Offen chirurgisch, 1 Laparoskopisch, 2 Umsteigen laparoskopisch – offen chirurgisch, 3 Perkutan, x Sonstige)
Bürstenzytologie
Generell werden bei suspekten Befunden bei endoskopischen Untersuchungen Biopsien entnommen, um die Dignität oder Ätiologie zu klären. An manchen Lokalisationen sind Biopsien aufgrund der Enge (Gallengänge) oder der tangentialen Verhältnisse (Ösophagus) nicht oder nur schwierig möglich. In diesen Fällen wird eine Gewinnung von Gewebe bzw. Zellmaterial mit Hilfe von Bürsten (Bürstenzytologie) durchgeführt.
Die Kodierung der Bürstenzytologie war bisher unklar. Im OPS 2023 wurde hier Kodierklarheit geschaffen durch Aufnahme der Bürstenzytologie als Inklusivum zu den bestehenden Biopsiekodes.
1-440.- Endoskopische Biopsie an oberem Verdauungstrakt, Gallengängen und Pankreas
1-440.6 Gallengänge {Inkl.: Bürstenzytologie}
1-440.9 Stufenbiopsie am oberen Verdauungstrakt {Inkl.: Bürstenzytologie}
1-440.a 1 bis 5 Biopsien am oberen Verdauungstrakt {Inkl.: Bürstenzytologie}
Lusutrombopag/Avatrombopag
Für erwachsene Patient*innen mit einer Thrombozytopenie aufgrund einer chronischen Lebererkrankung, die sich einem invasiven Eingriff unterziehen müssen, stehen zur Reduktion des Blutungsrisikos die Thrombopoetin (TPO)-Rezeptoragonisten Avatrombopag und Lusothrombopag zur Verfügung.
Für diese beiden über NUB vergüteten Medikamente wurden neue OPS-Kodes geschaffen.
6-00f.1 Lusutrombopag, oral
6-00e.5 Avatrombopag, oral