Gegen das Vergessen
Mit der Initiative „Gegen das Vergessen“ schafft die DGVS einen Erinnerungsort für die jüdischen Mitglieder, die während der Nazi-Diktatur aus der Fachgesellschaft ausgeschlossen, entrechtet, verfolgt, zur Flucht gezwungen oder in Konzentrationslager deportiert wurden. Damit wir sie und ihre Lebenswege und vielfältigen Beiträge nicht vergessen. Damit es sich nicht wiederholt.

Symposium der DGVS & MHH am 11. Juni 2025: Gegen das Vergessen – Erinnerungskultur und Prävention
Am 11. Juni 2025 laden die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten DGVS und die Medizinische Hochschule Hannover MHH erneut zu einer gemeinsamen Veranstaltung im Rahmen des Projekts Gegen das Vergessen ein.
Termin:
11. Juni 2025, 17:00 – 20:00 Uhr
MHH, Hörsaal C (Gebäude J2 – Etage H0 – Raum 1170)
Das Programm wird in Kürze veröffentlicht.
Hans Elsner – früher Spezialarzt für Magen- und Darmkrankheiten – Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee restauriert
Hans Elsner (1874 – 1935) gehörte zu jenen frühen jüdischen Spezialärzten für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten, die 1933 aus unserer Fachgesellschaft ausgeschlossen wurden [1]. Elsner studierte und promovierte an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität und erhielt 1897 die ärztliche Approbation. Nachhaltig geprägt wurde er durch Ismar Boas, als dessen Assistent und enger Mitarbeiter er über viele Jahre tätig war. Später führte er eine eigene anerkannte Facharztpraxis in der Berliner Knesebeckstrasse.
Bekannt wurde Hans Elsner durch die Fortentwicklung der damals noch starren Gastroskopie, zu der er 1911 eine Monografie publizierte [2]. Rudolf Schindler, der 1932 die semiflexible Gastroskopie einführte, arbeitete in den 1920er Jahren mit einem modifizierten Elsner-Gastroskop. 1909 hatte Elsner bereits das Lehrbuch der Magenkrankheiten für Ärzte und Studierende veröffentlicht, das er Ismar Boas widmete [3]. Elsner erlebte 1933 den Boykott der jüdischen Arztpraxen durch die Nationalsozialisten. Er starb im Februar 1935 60-jährig in Berlin.
Während der Recherchen zu Hans Elsners Biografie für die Erinnerungs-Plattform www.dgvs-gegen-das-vergessen.de besuchten wir seine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weissensee [Gräberfeld M 7, Reihe 14]. Dabei fiel auf, dass lediglich die Zahlen seines Geburts- und Todesjahres auf dem Grabstein zu sehen und dass die Metallbuchstaben für seinen Namen nicht erhalten waren. Die DGVS hat mit der Restaurierung von Elsners Namenszug auf seinem Grabstein, ihm im wahrsten Sinne des Wortes seinen Namen wiedergegeben und durch diese Geste Dr. Hans Elsner gewürdigt.
Literatur / Links
1.https://www.dgvs-gegen-das-vergessen.de/biografie/hans-elsner/
2.Elsner H. Die Gastroskopie. Leipzig: Verlag von Georg Thieme 1911
3.Elsner H. Lehrbuch der Magenkrankheiten für Ärzte und Studierende. Berlin: Verlag von S. Karger 1909
Kurzfilm „Im Schatten der Geschichte – Erinnern für die Zukunft“
Unser Kurzfilm „Im Schatten der Geschichte – Erinnern für die Zukunft“ wurde im Rahmen der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ auf dem Kongress Viszeralmedizin 2024 erstmals gezeigt. Er stellt die Biografien unserer jüdischen Mitglieder in den historischen Kontext und beleuchtet eindrücklich die Auswirkungen der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 auf jüdische Ärztinnen und Ärzte und Mitglieder unserer Fachgesellschaft. Er thematisiert die Ursprünge der Gastroenterologie und unserer Fachgesellschaft und zeigt auf, wie jüdische Kolleginnen und Kollegen durch die nationalsozialistische Herrschaft systematisch entrechtet, aus der Fachgesellschaft ausgeschlossen, verfolgt und zur Flucht gezwungen oder deportiert wurden. „Von nun an war die Collegialität an die Rasse gebunden“ (Hermann Strauß) – diese Worte verdeutlichen den tiefgreifenden Bruch innerhalb der Fachgesellschaft. Das Projekt „Gegen das Vergessen“ sowie der Film erinnern an diese vergessenen jüdischen Kollegen, deren Beiträge die Basis für die moderne Medizin bildeten.