Weiterbildung

Interview mit Sarah Mählisch

Jahrgang 1983
Fachärztin am Klinik Eichstätt
Verheiratet, 2 Kinder

Wie hast du deine Weiterbildungszeit empfunden – was könnte optimiert werden und was hat dir am besten gefallen?

Retrospektiv war es natürlich stressig 4 Jahre Vollzeit in der Klinik zu arbeiten bevor das erste Kind kam.

Ich musste/ging in die Funktion während ich noch eine volle Station zu betreuen hatte. Mittagessen fiel über Jahre aus, damit ich zu Untersuchungen kam (freiwillig). Eine Rotation gab es bei kleinem Haus nicht explizit. Man war jederzeit ÜBERALL willkommen etwas in der Diagnostik zu lernen. Ich habe das für mich genutzt. Ich habe auch schwanger 2x weiter gearbeitet.

Nach den Kindern ging es für mich in Teilzeit weiter (mind 50%), was natürlich viel Organisation erfordert hat. Glücklicherweise war ich dann in der Diagnostik schon selbstständig und musste nix mehr sammeln.

Der Personalschlüssel wäre zu optimieren, ebenso wie die konsequente Rotation.  Letztere leidet ja hauptsächlich wegen personeller Engpässe. Auch brauchen die Assistenten kontinuierliche Unterstützung durch eine Sekretärin/Schreibkraft, der Papierkram wird ja eher schlimmer.

Von Seiten der LÄK könnten m.E. auch gewisse geforderte Untersuchungszahlen angepasst und kritisch überdacht werden. Dafür sollte dann das Geforderte aber auch wirklich gemacht werden.

 

Nicht selten gibt es während der Weiterbildungszeit auch Durststrecken, in denen beispielsweise auf eine notwendige Rotation gewartet werden muss. Wie hast du diese Durststrecken überwunden?

Theoretisches Wissen aneignen in der Zeit, evtl auch nur zuschauen, statt selbst Hand anzulegen. Auch Befunde live zu sehen, bringt einem Wissen.

Der Personalschlüssel wäre zu optimieren, ebenso wie die konsequente Rotation.

Zuerst Facharztweiterbildung Innere Medizin oder sofort Facharzt/Fachärztin Innere Medizin und Gastroenterologie – wofür hast du dich entschieden und weshalb?

Primär wollte ich gar nicht Innere machen, aber dank guter Anleitung als Berufs-Anfänger habe ich mich in dem Fach immer wohler gefühlt und wollte nach 1,5 Jahren dann die Weiterbildung zur Gastroenterologin anstreben. Dann kam das erste Kind nach 4 Jahren Vollzeit-Tätigkeit, nach einem Jahr Elternzeit ging ich in ein Gastroenterologisches MVZ in Teilzeit, was ideal war, da ich die Sprechzeiten gut auf die Krippenzeiten anpassen konnte. Kind 2 brachte dann nach einem Jahr Tätigkeit im MVZ wieder ein Jahr Elternzeit. Danach ging es in Teilzeit in der Klinik weiter. Da kam dann auch die Entscheidung, zunächst doch den FA für Innere Medizin zu machen, da es mit 2 Kindern einfach komplizierter wurde. Wir wohnen ländlich, eine größere Klinik zur Komplettierung der Weiterbildung wäre mit viel Pendeln verbunden gewesen und der großen Frage: Ist es das Opfer wert? Kommt man in Teilzet überhaupt zu den fehlenden Einsätzen (bei mir vor allem ERCP und Endosono). Ich habe mich dann dagegen entschieden.

Nach Erlangen des FA wurde ich gleich Oberärztin (in Teilzeit) und behalte den Gastroenterologen mal noch im Hinterkopf, da ich ohnehin fest in der Endoskopie verwurzelt bin.

 

Wie konntest du dir trotz des oft fordernden Arbeitspensums Raum für Weiterbildung schaffen?

Gute Organisation der Stationstätigkeit, klare Kommunikation der Ziele, Konzentration und zügiges Abarbeiten der Tagesarbeit, wenig Pausen, auch mal länger bleiben. Es erfordert meines Erachtens schon eine gewisse Leidensfähigkeit/Willen/Engagement, um selbst Diagnostik zu machen, aber retrospektiv hat sich der Einsatz und insbesondere eine lange Weiterbildungszeit in Vollzeit gut gelohnt und macht sich in jedem Fall bezahlt.

@ 2023
Ein Interview von Carola Fleischmann und Marcus Hollenbach