Forschung Gastroenterologie

Interview mit Berenice Schulte

Jahrgang 1987
Fachärztin für Innere Medizin am UKSH Kiel, Klinik für Gastroenterologie, Interdisziplinäre Endoskopie
Verheiratet, 2 Kinder

Was hat dich dazu bewegt in die klinische oder basiswissenschaftliche Forschung zu gehen?

Während meiner Tätigkeit in der Patientenversorgung ergeben sich Fragestellungen am Rande des medizinischen Wissens. Es freut mich, im Rahmen der Forschungsgruppe „Advanced Optical in vivo Imaging in Patients“ translational zu forschen, wissenschaftliche Erkenntnisse mit direkter Therapiekonsequenz zu gewinnen und in die individuelle und präzise Behandlung der betroffenen Patienten mit einfließen lassen zu können.

Mein aktueller Forschungsschwerpunkt ist klinisch und praktisch ausgelegt: „Entzündungsquantifizierung mittels endoskopischer Bildgebung“

Das UKSH in Kiel ist ein Zentrum für chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und uns kennzeichnet unsere große, endoskopische Abteilung. Es begeistert mich die Fragestellungen, die sich aus dem klinischen Alltag mit unseren Patienten ergeben (z.B. Welches ist das richtige Biologikum für unseren Patienten, wie früh können wir ein Ansprechen detektieren?) direkt durch die neuesten, endoskopischen Methoden mittels optischer Biopsie evaluieren zu können.

 

Warum lohnt sich Forschung für dich?

Der greifbare Zugewinn für die zukünftige Diagnostik und Therapie unserer Patienten – das ist das lohnenswerte für mich in meiner Forschung.

 

 

Mein Tipp zum Start einer Studie wäre in Kürze: Gute, wertschätzende Kommunikation, präzise Abstimmung mit allen Beteiligten und ein sorgfältiger Projektplan.

Ist es kompliziert, eine Studie zu starten? Hast du Tipps? Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Die Forschung meiner Arbeitsgruppe wird durch das Exzellenzzentrum „Precision Medicine in Inflammation“ unterstützt. Ferner verfasse ich aktuell einen DFG-Antrag für die nächste, geplante Studie.

Mein Tipp zum Start einer Studie wäre in Kürze: Gute, wertschätzende Kommunikation, präzise Abstimmung mit allen Beteiligten und ein sorgfältiger Projektplan.

 

Welche Strukturen gab es schon, welche hast du dir aufgebaut?

Zu Beginn meiner Forschungstätigkeit 2015 konnte ich mehrere, existierende Strukturen verknüpfen und ausbauen, um eine groß angelegte Phänotypisierungsstudie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen zu initiieren.

Aktuell habe ich eine Kooperation zum Institut für biomedizinische Optik in Lübeck belebt, um die optische Kohärenztomographie für die klinische Anwendung in der Endoskopie zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

Ferner konnte ich eine Zusammenarbeit mit der Psychosomatik für das Gebiet der funktionellen Darmerkrankungen ins Leben rufen.

 

Wieviel Zeit verbringst du pro Woche mit Forschung und wie schaffst du den Spagat zwischen Forschung, Klinik und Freizeit? Welche Unterstützung bietet deine Klinik für Forschungszeit?

Am UKSH in Kiel wird Forschung gut unterstützt. Ich habe eine Clinician Scientist Position, in der grundsätzlich 50% der Zeit für Forschung vorgesehen ist. Dies ließ sich bisher nicht immer umsetzen, ich bin jedoch dankbar für jede Stunde Forschung, die ich innerhalb der Arbeitszeit erledigen kann. „Science never sleeps“ – daher fällt die Abgrenzung in der Freizeit von den Projekten nicht immer leicht. Hierfür ist es wichtig, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu wahren.

 

@2023
Lukas Welsch und Jasmin Zessner-Spitzenberg