Forschung Gastroenterologie

Interview mit Elisabeth Blüthner

Jahrgang 1992
Assistenzärztin an der Charité - Universitätsmedizin Berlin
Partnerschaft, 1 Kind

Warum lohnt sich Forschung für dich?

Forschung ist meiner Meinung nach neben Lehre und Klinik eine zentrale Aufgabe an einer Universitätsklinik und für viele Berufsanfänger*innen auch ein Grund für einen Berufsstart an einem universitären Haus. Durch meinen Einstieg in die Forschung habe ich persönlich ein ganz neues Interessensfeld, eigentlich ähnlich einem Hobby für mich entdeckt, welches sich im Verlauf zu einer echten Leidenschaft entwickelt hat, die meine klinische Laufbahn begleitet. Forschung hat mir nicht nur viele Türen zu Kontakten, Förderungen und Kongressen eröffnet, sondern mich auch auf persönlicher Ebene aus meiner Sicht sehr bereichert.

 

Was hat dich dazu bewegt in die klinische oder basiswissenschaftliche Forschung zu gehen?

Tatsächlich konnte ich mir vor meiner Promotion nicht vorstellen wissenschaftlich tätig zu sein und hatte auch wenig Vorstellung von „Forschung“. Durch meine angetretene Promotionsstelle im Bereich Kurzdarmsyndrom konnte ich durch eine gute Betreuung und wissenschaftlich aktive Arbeitsgruppe viele wissenschaftliche Fähigkeiten erlernen, die mir später ermöglicht haben, eine eigene Arbeitsgruppe (AG Kurzdarmsyndrom) zu gründen und mich klinisch und wissenschaftlich in diesem Bereich zu vertiefen.

 

Ist es kompliziert, eine Studie zu starten? Hast du Tipps? Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Wie bei viele Dingen im Leben, ist das erste wissenschaftliche Projekt als „wissenschaftliche/r Anfänger/in“ die größte Herausforderung, da man an vielen kleinen und großen organisatorischen und finanziellen Hürden am Anfang scheitern kann. Folgeprojekte oder Projekte aus etablierten Arbeitsgruppen zu generieren ist meist wesentlich einfacher. Daher ist mein persönlicher Tipp sich einen guten Mentor/Mentorin zu suchen, die Lust darauf hat euch persönlich wissenschaftlich zu fördern und zu fordern.

Ich muss ehrlich sagen, dass die Forschung den größten Teil meiner Freizeit einnimmt, aber auch gleichzeitig ein wichtiger Freizeitbestandteil ist.

Welche Strukturen gab es schon, welche hast du dir aufgebaut?

Ich hatte am Anfang das Glück viel Unterstützung durch meinen Chef zu erfahren, der mir anfänglich viel „Vertrauensvorschuss“ gewährt hat. Zudem konnte ich direkt in die Fußstapfen eines wissenschaftlich und klinisch sehr erfahrenen Mentors treten. Dieser hat mich persönlich sehr gefördert und mir den Weg für meine wissenschaftliche Karriere geebnet. Ich konnte für den Aufbau meiner Arbeitsgruppe nach seinem Weggang bestehende personelle und räumliche Strukturen sowie Restfinanzen nutzen und diese dann im Verlauf um weitere Doktoranden und Drittmittelprojekte erweitern.

 

Wieviel Zeit verbringst du pro Woche mit Forschung und wie schaffst du den Spagat Forschung/Klinik/Freizeit? Welche Unterstützung bietet deine Klinik für Forschungszeit?

Ich muss ehrlich sagen, dass die Forschung den größten Teil meiner Freizeit einnimmt, aber auch gleichzeitig ein wichtiger Freizeitbestandteil ist. Früher habe ich mir nach Feierabend abends bei einem Glas Wein immer noch eine Stunde für Forschung freigehalten und am Wochenende fest einen Tag geblockt. Auch meine Junior Clinician Scientist Zeit hat mir feste Zeiträume für die wissenschaftliche Arbeit neben dem Klinikalltag freigehalten. Durch die Geburt meines Sohnes bin ich auf mehr Unterstützung durch meinen Partner und Familie angewiesen und versuche mich nun noch besser zu organisieren und auch die Morgenstunden zu nutzen, um meine Projekte fortzuführen. Ein „Spagat“ wird es wohl immer bleiben….

@ 2023
Ein Interview von Lukas Welsch & Jasmin Zessner-Spitzberg